The Courage to be Disliked
»The Courage to Be Disliked« von Ichiro Kishimi und Fumitake Koga ist ein philosophischer Dialog, der die Ideen des Psychologen Alfred Adler vermittelt.
Das Buch erklärt, wie man innere Freiheit erlangt, indem man sich von der Anerkennung anderer löst, Verantwortung für sein Leben übernimmt und den Mut entwickelt, sich selbst und andere anzunehmen.
Freedom is being disliked by other people. It is proof that you are living inaccordance with your own principles.
Autoren
Ichiro Kishimi ist ein japanischer Philosoph und Psychologe, der sich intensiv mit der Individualpsychologie nach Alfred Adler beschäftigt. Er hat Adlers Theorien in Japan popularisiert und sich insbesondere mit zwischenmenschlichen Beziehungen sowie persönlicher Freiheit befasst. Kishimi fördert die Idee, dass wahres Glück durch den Mut erreicht wird, sich von der Meinung anderer zu lösen.
Fumitake Koga ist ein japanischer Autor, der sich auf persönliche Entwicklung und Philosophie spezialisiert hat. Er möchte Adlers Psychologie einem breiten Publikum zugänglich machen und inspiriert seine Leser dazu, persönliche Freiheit und Unabhängigkeit durch die Befreiung von äußeren Erwartungen zu finden.
Alfred Adler
Der österreichische Arzt und Psychotherapeut Alfred Adler arbeitete ursprünglich mit Sigmund Freud zusammen, distanzierte sich jedoch bald von dessen psychoanalytischen Theorien, da er Freuds Betonung des Unbewussten und biologischer Triebe als zu einschränkend empfand.
Als Begründer der Individualpsychologie (1907) stellte Adler den Menschen als soziales Wesen in den Mittelpunkt und betonte die Bedeutung von Gemeinschaftsgefühl, Selbstwert und der Überwindung von Minderwertigkeitsgefühlen. Er glaubte, dass Menschen ihr Leben aktiv gestalten können, indem sie Verantwortung übernehmen und ihr Verhalten in Bezug auf soziale Beziehungen verändern.
Allgemeines zum Buch
Das Buch ist als Dialog zwischen zwei Charakteren aufgebaut: einem jungen Mann und einem Philosophen.
Der junge Mann hat ein geringes Selbstwertgefühl, ist unglücklich und kann sich nicht über das Glück anderer Menschen freuen. Er bringt Beispiele aus seinem eigenen Leben ein, um seine Zweifel und Schwierigkeiten zu verdeutlichen.
Der Philosoph, der die Theorien Alfred Adlers vertritt, erklärt, dass die Welt eigentlich einfach ist und dass jeder Mensch durch seine subjektive Weltsicht bestimmt wird. Er ermutigt den jungen Mann, daran zu glauben, dass er sich selbst ändern kann und dass jeder das Potenzial hat, glücklich zu sein, wenn er Verantwortung für sein eigenes Leben übernimmt und nicht von der Anerkennung anderer abhängig ist.
Die fünf Abende
Der Dialog des Philosophen und des jungen Mannes erstreckt sich über fünf Abende, welche die Kapitel des Buches bilden.
1. Abend - Deny Trauma
In Kapitel 1 von The Courage to Be Disliked diskutieren der junge Mann und der Philosoph, dass Menschen nicht durch ihre Vergangenheit bestimmt werden. Der Philosoph lehnt die Idee des Traumas ab und argumentiert, dass man sich bewusst dafür entscheidet, wie man lebt und handelt. Jeder hat die Freiheit, sich zu verändern und muss sich nicht durch vergangene Erfahrungen einschränken lassen. Entscheidend ist, dass das Leben zielorientiert und nicht durch vergangene Ereignisse geprägt ist.
Ablehnung der Determinismus-Theorie:
- Vergangenheit, Erziehung oder Traumata bestimmen nicht unser Handeln
- Abkehr von der Ätiologie (Ursachenforschung) hin zur Teleologie (Zielorientierung)
Objektivität vs. Subjektivität:
- Ereignisse haben keine objektive Bedeutung
- Wir geben ihnen Bedeutung basierend auf unseren Zielen und Interpretationen
- Beispiel: Temperatur des Brunnens (18 Grad) wirkt im Sommer kühl, im Winter warm.
Zielorientiertes Verhalten:
- Menschen handeln immer mit einem Ziel vor Augen (bewusst oder unbewusst)
- Beispiel: durch Selbstsabotage Aufmerksamkeit gewinnen
Freiheit der Wahl:
- Menschen können sich ändern und sind keine Opfer ihrer Vergangenheit
- Veränderung ist möglich, erfordert aber den Mut, sich von alten Mustern zu lösen
Entscheidend ist nicht, womit man geboren wird, sondern was man aus seinen Anlagen macht.
Widerstand des jungen Mannes:
Er ist skeptisch und glaubt, dass seine Erfahrungen und Traumata ihn unvermeidlich geprägt haben und weiter prägen werden.
2. All Problems Are Interpersonal Relationship Problems
In Kapitel 2 von The Courage to Be Disliked erklärt der Philosoph, dass alle menschlichen Probleme zwischenmenschliche Probleme sind. Er argumentiert, dass das Streben nach Anerkennung und der Wunsch, von anderen akzeptiert zu werden, zu sozialen Konflikten führen. Der Philosoph betont, dass man sich nicht von der Meinung anderer abhängig machen sollte und dass Selbstakzeptanz entscheidend ist, um ein erfülltes und freies Leben zu führen. Wichtig ist, sich von sozialem Vergleich zu lösen und authentisch zu leben.
Grundannahme:
- Alle Probleme des Lebens basieren auf zwischenmenschlichen Beziehungen
- Einsamkeit entsteht nicht durch Alleinsein, sondern durch das Gefühl, von anderen ausgeschlossen zu sein
Angst vor Ablehnung:
- Hält Menschen davon ab, ihre Träume zu verwirklichen
- Wird oft als Ausrede benutzt, um nicht das zu tun, was man wirklich möchte
Überlegenheitskomplex:
- Minderwertigkeitsgefühle werden nicht akzeptiert (Angst vor Ablehnung)
- Versuch sich über andere zu erheben (Angeberei, Statussymbole)
Wettbewerbsdenken:
- Verstärkt Minderwertigkeitsgefühle
- Spannungen in Beziehungen
- Es sollte um harmonische, kooperative zwischenmenschliche Beziehungen gehen
3. Discard Other People’s Tasks
In Kapitel 3 von The Courage to Be Disliked führt der Philosoph das Konzept der Aufgabentrennung ein. Er erklärt, dass viele zwischenmenschliche Probleme entstehen, weil Menschen versuchen, Aufgaben zu übernehmen, die nicht die ihren sind. Jeder sollte sich nur auf seine eigenen Aufgaben konzentrieren und nicht die Verantwortung für das Leben anderer übernehmen. Indem man klar trennt, was die eigene Verantwortung ist und was die der anderen, kann man Konflikte reduzieren und emotionale Freiheit erlangen.
Streben nach Anerkennung:
- Evolutionär bedingt aber heutzutage unnötig
- Man will Erwartungen anderer erfüllen
- Eigene (Lebens-)aufgaben werden vernachlässigt
- Unabhängigkeit von Anerkennung macht frei
Aufgabentrennung als Prinzip:
- Wer trägt die Konsequenzen? -> Das zeigt, wessen Aufgabe es ist.
- Beispiel: Hausaufgaben -> Aufgabe des Kindes, nicht der Eltern.
- Klare Grenzen setzen, um Eigenverantwortung zu fördern
Akzeptiere, dass du nicht immer den Erwartungen anderer entsprechen kannst und musst.
Respektiere, dass andere Menschen ihre eigenen Aufgaben bewältigen müssen.
4. Where the Center of the World Is
„Du bist nicht der Mittelpunkt der Welt“
In Kapitel 4 von The Courage to Be Disliked spricht der Philosoph über die Bedeutung von Gemeinschaftsgefühl. Er betont, dass wahres Glück darin besteht, sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen und zum Wohl anderer beizutragen. Das Streben nach persönlichem Erfolg oder Anerkennung führt oft zu Einsamkeit. Stattdessen sollte man ein Gefühl der Verbundenheit entwickeln, indem man sich um das Wohl anderer kümmert und kooperativ handelt. Dieses Gemeinschaftsgefühl hilft, ein erfüllteres und zufriedeneres Leben zu führen.
Gemeinschaftsgefühl:
- Jeder ist Teil einer Gemeinschaft
- Gefühl der Zugehörigkeit durch Eigeninitiative
- Engagement auch ohne Gegenleistung
- Gemeinschaftsgefühl stillt Verlangen nach Anerkennung
Methode der Ermutigung:
- Lob und Tadel haben Hintergedanken (Manipulation, bewusst oder unbewusst)
- Ermutigung und Unterstützung ohne Zwang und Kontrolle
Mut, nicht gemocht zu werden:
- Erwartungen an andere reduzieren
- Zuversicht (bedingungslos) statt Vertrauen (mit Bedingung)
- Authentisches Leben führen
- Emotionaler Belastung und Unzufriedenheit nehmen ab
5. To Live in Earnest in the Here and Now
In Kapitel 5 von The Courage to Be Disliked wird das Thema Selbstwert behandelt. Der Philosoph erklärt, dass der wahre Wert eines Menschen nicht von Leistung oder Anerkennung abhängt, sondern von der bloßen Existenz. Jeder Mensch hat einen inneren Wert, unabhängig von äußeren Erfolgen oder Fehlern. Es geht darum, sich selbst anzunehmen, wie man ist, und den Mut zu haben, unvollkommen zu sein. Dieses Selbstakzeptanz-Prinzip befreit einen von der Last, ständig nach Bestätigung durch andere zu suchen.
Selbstbestätigung vs. Selbstakzeptanz:
- Vermeide Selbstbestätigung („Ich bin perfekt“)
- Stattdessen: „Ich bin nicht perfekt. Was kann ich verbessern?“
- Akzeptiere, was du nicht ändern kannst
- Fokussiere dich auf das, was du beeinflussen kannst
Selbstwertgefühl:
- Man ist für Gemeinschaft unersetzlich
- Glück ist das Gefühl, einen Beitrag zu leisten
Harmonie:
- Negative Aspekte haben oft geringe Gewichtung (im Gesamtbild)
- Arbeitssucht ist ungesunde Suche nach Anerkennung
Bedeutung des Lebens:
- Das Leben hat keinen allgemeinen Sinn
- Die subjektive Wahrnehmung verändert die Welt
- Man gibt dem Leben selbst eine Bedeutung
„Der Sinn des Lebens ist der, den du ihm gibst – indem du im Hier und Jetzt bewusst handelst.“
Diskusion
Die folgenden Fragen bieten für jedes Kapitel eine Impulsfrage, die man für sich selbst beantworten oder als Grundlage für eine philosophische Diskussion nutzen kann.
1. Deny Trauma
Wie stark beeinflusst deine Vergangenheit dein Handeln und deine Entscheidungen?
2. All Problems Are Interpersonal Relationship Problems
Vergleichst du dich häufig mit anderen Menschen?
3. Discard Other People’s Tasks
Gelingt es dir, deine eigenen Aufgaben und die Aufgaben anderer zu unterscheiden?
4. Where the Center of the World Is
Wann hast du dich zuletzt bedingungslos für etwas / jemanden eingesetzt?
5. To Live in Earnest in the Here and Now
Gibt es Erkenntnisse aus dem Buch, die du ab jetzt in dein Leben integrieren möchtest?
Fazit
The Courage to Be Disliked vermittelt eine Botschaft über persönliche Freiheit und Selbstverwirklichung, basierend auf der Psychologie von Alfred Adler. Das Buch ermutigt dazu, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, sich von der Meinung anderer zu befreien und die Vergangenheit nicht als Entschuldigung für gegenwärtige Probleme zu verwenden. Es betont, dass wahres Glück aus einem starken Gemeinschaftsgefühl, Selbstakzeptanz und der Fähigkeit, sich auf die eigenen Aufgaben zu konzentrieren, entsteht. Die Philosophie lehrt, dass jeder Mensch die Freiheit hat, seine eigene Zukunft zu gestalten, und dass wahre Zufriedenheit durch Authentizität und das Leben im Einklang mit anderen erreicht wird.