The School of Life - A Simpler Life
Das Buch: The School of Life – A Simpler Life von Alain de Botton, welches 2022 veröffentlicht wurde, beschäftigt sich mit dem Thema von Simplizität in alltäglichen Situationen.
Simplizität wird immer mehr zu einem Begriff, welcher eine gewisse Sehnsucht in uns auslöst. Der Wunsch nach weniger, nach Ruhe und nach klaren Strukturen nimmt immer mehr zu. Sei es die moderne Kleidung mit klaren Schnitten, die neuen Wohnhäuser ohne Ornamente oder die reduzierte Kunst, welche das derzeitige Weltbild darstellt.
Simplizität ist jedoch nicht nur im Materialismus zu finden, sondern auch in zwischenmenschlichen Beziehungen und der Freizeitgestaltung findet dieser mittlerweile seinen Platz.
So bietet de Botton innerhalb seines Werkes viele Alltagsbeispiele mit welchen er die Simplizität und unseren Drang danach diese zu erlangen, verdeutlicht.
Simplere Beziehungen
Der Wunsch nach einem Kontaktaustausch, nach Verbindungen und Gesellschaft sitzt in jedem von uns. So ist natürlich, dass wir diesen auch suchen. In unserer jetzigen Zeit wurde diese simple Verbindung jedoch deutlich erschwert. Seien es in platonischen Freundschaften, in romantischen Beziehungen oder in familiären Angelegenheiten. In all diesen wird von uns abverlangt, dass wir jedes Wort genau interpretieren, dass wir uns verstellen um die Stimmung beizubehalten. Es geht mehr um das eigene Bild, als um eine wirkliche Beziehung und was in dieser steckt.
So führt de Button zunächst das Beispiel einer schlichten Verabredung auf.
Man erhält eine Nachricht einer bekannten Freundin oder eines bekannten Freunds, eine Einladung zu einem Film. Doch was, wenn uns das Genre des Films nicht gefällt, man selbst an diesem Abend keine Stimmung besitzt das Haus zu verlassen oder schlicht keine Lust hat? In der Regel schlucken wir diese Gefühle herunter und zwingen uns dazu das Angebot anzunehmen, wissend, dass dies nicht unserem Wunsch entspricht. Warum aber entschließen wir uns dazu? Wäre es nicht einfacher ehrlich zu sein und die Situation zu erklären? Fürchten wir die Reaktion unseres Freundes, möchten wir diesem etwas vorspielen um die gute Laune beizubehalten?
Selbst wenn wir uns entschließen den Abend anzutreten, werden wir nicht so glücklich auftreten, wie wir es eigentlich sein sollten. Alleine dies kann schon zu Missverständnissen innerhalb einer Beziehung führen. Eine kleine Lüge folgt zu weiteren, welche zu noch mehr Interpretationen und kreisenden Gedanken führen. Und genau dies wollen wir nicht.
Wir wünschen uns, laut de Botton, Beziehungen in welchen wir klar sagen können was wir tun möchten. Wir wünschen uns Gespräche zu führen, in welchen nicht viel Interpretationsarbeit zu leisten ist, wir wünschen uns die Wahrheit um somit Missverständnisse zu vermeiden.
Doch auch in romantischen Beziehungen geben wir uns zunächst deutlich anders als wir sind. Wir möchten gefallen, teilen vielleicht bei einem ersten Date nicht unsere außergewöhnlichen Hobbys mit. Schlussendlich verstellen wir uns um unsere Chancen zu erhöhen, versuchen uns selbst einzureden, dass dies die richtige Art und Weise sei ein Fundament einer zukünftigen Beziehung zu bauen. Doch was dann? Können wir nun unsere Freude für Museen nicht mehr ausleben, sie nicht mehr zeigen, weil uns dies inhärent unangenehm war?
All diese Faktoren spielen in der Simplizität in Beziehungen eine große Rolle. Wir wollen wir selbst sein, ohne uns verstellen zu müssen und genau das wünschen wir uns ebenfalls von einem Partner.
Simplizität im eigenen Heim
Einst gab es kaum ein besseres Mittel um seinen Stand zu zeigen, als das eigene Heim. Prunkvolle Ornamente, aufwendige Dekorationen, spannende und ausgefallene Architektur. All das war ein Mittel zum Zweck, eine klare Nachricht nach außen ohne sich unterhalten zu müssen.
Doch wenn wir uns die heutigen Bauwerke ansehen, können wir schnell markante Unterschiede wahrnehmen. Klare Linien und Grundformen, gedeckte Farben und spärliche Dekoration wirken in den heutigen Augen deutlich edler, gehobener als genau diese Ornamente, welche noch vor Jahrzehnten und Jahrhunderten den selben Effekt hatten.
Doch selbst wenn wir ein Heim besitzen, welches so klar, so reibungsfrei besteht, sind wir dann glücklich? De Button spricht in seinem Buch von einem Philosoph namens Chomei. Einst ein Sohn einer wohlhabenden Familie, welcher sich um nichts Sorgen musste, erlitt dieser einen Schicksalsschlag. Man hinterging ihn, finanzielle Schwierigkeiten bahnten sich an und schlussendlich verlor er alles was er besaß. Doch anstatt daran zu zerbrechen, baute er sich eine kleine Hütte von guten drei Quadratmetern und entschloss sich in dieser niederzulassen. Zu seiner Überraschung war er deutlich zufriedener als in seinem alten Anwesen. Er genoss das Schauspiel der Blätter, wie sie sich im Wind bewegten, erfreute sich daran seine Nahrungsmittel selbst besorgen zu müssen und lauschte den Klängen der Natur. Er hätte die Möglichkeit gehabt, seine Bildung zu nutzen um erneut in ein bürgerliches Leben eintreten zu können, doch er entschied sich dagegen. Die Simplizität seines neuen Lebens hatte ihn überzeugt. Er war glücklich und hatte nicht vor dies wieder herzugeben. Er schrieb Bücher und selbst heute noch werden diese in japanischen Schulen gelesen und für Denkanstöße genutzt.
Doch was können wir aus dieser Geschichte lernen?
Wir sollten uns überlegen was wir in unserem Leben wirklich brauchen. Welche Gegenstände bedeuten uns etwas, wie viel Raum brauchen wir wirklich und müssen wir immer nach etwas größerem streben? Die Idee dahinter ist es ehrlich zu sich selbst zu sein und bewusst wahrzunehmen was man eigentlich alles besitzt. Jeder Gegenstand, welchen man benutzt, sollte etwas in einem Auslösen. Sei es ein Pullover mit welchem man eine schöne Erinnerung verbindet oder simpel die Türklinke, deren geschwungene Form und beim Greifen ein angenehmes Gefühl schenkt.
»The taste of an era or a society reveals what people want more of but don’t actually feel they securely possess.«
Laut ihm fühlen wir uns so, als würden wir die Simplizität schlichtweg nicht mehr greifen können. Wir wünschen uns die Ruhe, den Ausgleich zum stressigen Tag, doch können kaum Abschalten. Ein Teufelskreis, welcher den Drang nach der Simplizität nur noch mehr anheizt.
Kultur und Simplizität
Eine ungewöhnliche Ansicht de Bottons beschäftigt sich mit der Kultur in welcher wir leben. Je mehr wir lesen, je mehr wir von unserer Umwelt aufnehmen, desto gebildeter wirken wir, schließlich haben wir mehr Informationen die wir so teilen können. Doch müssen wir das? Brauchen wir diese ganzen Informationen wirklich alleine aus dem Grund sie zur Sicherheit parat zu haben?
In alten Zeiten waren Bücher teuer, Wissen war rar und umso mehr wurden die gebundenen Informationen geschätzt. Sie wurden studiert, verinnerlicht und immer wieder gelesen, bis man sie wiederholen konnte. Und selbst dann sind sie nicht weniger wichtig für den Leser geworden. Doch mit der heutigen Fülle an Informationen verlieren Bücher ihren Wert. Sie werden zu einem von vielen Papieren, welche schlichtweg nur noch zum Erhalt von Informationen dienen. Wir schätzen sie weniger, legen sie nach einmaligen Lesen zur Seite und widmen uns dem nächsten. Wir möchten mehr wissen, jegliche Information wie ein Schwamm aufsaugen, ohne diese wirklich zu verstehen, oder Nachricht richtig zu verinnerlichen. Diese Gier nach mehr treibt uns zeitgleich durch unsere Kultur mehr, doch ist laut de Botton nicht der Weg zum Glück.
Doch auch in Sachen Nachrichten zeigen wir uns wenig von unserer guten Seite. Wir sehen nur einen kleinen Teil der Welt, jener welcher uns mitgeteilt wird. Überflutet von schlechten Nachrichten wie Mord, Katastrophen und Unheil, sorgt dies für eine Ansicht welche nicht der Realität entspricht. Wir nehmen unsere Umwelt als deutlich schlechter war als sie ist. Die negativen Nachrichten überwiegen die positiven und rücken damit unser Weltbild in eine schlechte Ecke. Und doch geschieht deutlich mehr positives als negatives auf der Welt. Kleinigkeiten wie ein netter Abend einer Familie, wie der Besuch eines Freundes, wie ein simples gutes Essen. All dies sehen wir nicht in den Nachrichten, schließlich würde dies weniger Aufmerksamkeit erzeugen.
Dies heißt nicht, dass wir uns allen News abwenden sollten. Eine gewisse Ahnung vom Geschehen ist nicht schlecht, doch sollte man sich immer wieder selbst die positiven Geschehnisse vor die Augen führen.
Fazit
De Botton zeigt mit seinem Buch eine Varianz an verschiedenen Arten von Simplizität. Viele von ihnen kennt man, oder hat sie zumindest schon mal gehört. Und doch treten diese Tugenden durch das Lesen des Buches erneut in die Gedanken und damit in den Vordergrund. Er animiert den Leser dazu sein Verhalten, seine Wünsche zu hinterfragen um somit seine Zufriedenheit zu steigern.