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Shit Moves - Vom Manipulieren und manipuliert werden

Jeder von uns hat sie schon einmal erlebt: Kommunikationsprobleme. Sei es in der Beziehung, am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis – Missverständnisse und Konflikte können überall auftreten. Iris Gravic und Matthias Renger beleuchten, wie solche Probleme entstehen und wie sie oft durch unbewusste Verhaltensweisen verschärft werden.

Die Autoren

Iris Gravric und Matthias Renger sind nicht nur Co-Autoren des Buches »Shitmoves«, sondern auch ein kraftvolles Duo in der kreativen Szene von Berlin. Beide bringen eine Fülle von Erfahrungen und Kenntnissen in ihre Arbeit ein, die sie durch ihre vielfältigen beruflichen und persönlichen Reisen gesammelt haben. Das Buch »Shitmoves« ist nicht nur ein Ratgeber zur Kommunikation, sondern auch ein Spiegelbild ihrer eigenen Reisen, Erfahrungen und der Lektionen, die sie gelernt haben.

Mit langjährigen Erfahrungen als Creative Directorin bringt Iris ein tiefes Verständnis für Design und Kommunikation in das Duo ein. Matthias, mit seiner Ausbildung zum Schauspieler, hat ein Gespür für Ausdruck, Präsenz und das Geschichtenerzählen. Diese Kombination aus kreativem Flair und darstellender Kunst gibt ihrem Buch eine einzigartige Tiefe und Perspektive.

Iris und Matthias sind nicht nur auf Papier kreativ. Sie teilen auch ihre Gedanken und Erfahrungen in ihrem gemeinsamen Podcast »Couple of«, in dem sie über verschiedenste Themen sprechen und ihre Perspektiven teilen.


Was sind Shitmoves?

Definition: Manipulative Techniken, die im Gespräch anstelle von sachlichen Argumenten zum Einsatz kommen, mit einem einzigen Zweck: Gewinnen um jeden Preis!


Beispiele

Im folgenden Abschnitt möchten wir uns exemplarisch mit einigen sogenannten »Shitmoves« befassen. Diese Taktiken und Verhaltensweisen können oft in Diskussionen und Interaktionen auftreten und sind dafür bekannt, Missverständnisse zu verursachen oder gar gezielt Konflikte herbeizuführen.

Twistmove - Das bewusste Missverständnis

Der »Twistmove«, einem der sogenannten »Shitmoves«, tritt oft in Kommunikationssituationen auf und zielt darauf ab, die Worte und Bedeutungen anderer zu verdrehen oder misszuverstehen. Hier ein Beispiel aus dem Buch:

Matthias: »Es bringt dich überall so viel weiter, wenn du Shitmoves erkennen und kontern kannst.«
Iris: »Ja, wobei Humor das Wichtigste daran ist.«
Matthias: »Schon, aber es klappt auch , wenn einem mal nichts witziges einfällt.«
Iris: »Aha, du findest Humor also komplett überbewertet?«
Matthias: »Quatsch, das habe ich nicht gesagt.«
Iris: »Was denn dann? Dass ich keinen Humor hab?«
Matthias: »Hä?«
Iris: »Du sagst also ...«

Der »Twistmove« oder das »bewusste Missverständnis« besteht darin, die tatsächlichen Aussagen eines »Opfers« zu nehmen und sie absichtlich zu verdrehen. Diese Manipulationstechnik gibt dem Manipulator nachträglich immer noch die Möglichkeit, zu behaupten, er hätte etwas missverstanden, selbst wenn dies nicht der Fall ist. Es handelt sich im Grunde um ein »Strohmannargument«, bei dem jemand eine Position oder Aussage erfindet, die nicht wirklich von der anderen Person vertreten wird, nur um sie dann anzugreifen.


Ein weiterer Aspekt dieses Shitmoves ist, dass er oft in Schmierkampagnen eingesetzt wird. Das Prinzip besteht darin, jemandem die unmöglichsten Aussagen zu unterstellen, um andere gegen diese Person aufzubringen. Interessanterweise ist es nicht immer notwendig, dass die andere Person anwesend ist, um solch ein Missverständnis zu erzeugen.


Wenn man mit einem solchen »Twistmove« konfrontiert wird, kann eine effektive Antwort darin bestehen, ruhig zu bleiben und zu sagen: »So würde ich das nicht formulieren« und dann die eigene Position oder Aussage in aller Ruhe richtig zu stellen. Es ist essenziell, sich dieser Manipulationstechnik bewusst zu sein und Strategien zu entwickeln, um nicht in die Falle zu tappen oder sich unnötig zu verteidigen.

Cheatmove - Änderung der Spielregeln

Der »Cheatmove« zielt darauf ab, die vorher festgelegten »Spielregeln« zu ändern. Hierbei setzt sich eine Person über eine gemeinsame Vereinbarung oder Absprache hinweg und verlangt häufig noch ein wenig mehr als ursprünglich vereinbart – ein Phänomen, das man auch als »das Verschieben des Torpfostens« bezeichnen könnte. Hier wieder ein Beispiel aus dem Buch:

Matthias: »Den Cheatmove bringst du ganz gerne, ne?«
Iris: »Was? Noch nie!«
Matthias: »Na, also »noch nie« stimmt nun wirklich nicht.«
Iris: »Wetten, dass du mir nicht ein einziges Beispiel nennen kannst?«
Matthias: »Wenn wir Monopoly spielen, änderst du einfach die Spielregeln.«
Iris: »Okay, wetten, dass du mir keine drei Beispiele nennen kannst?«

Diese Manipulationstechnik ist oft eine Form des Machtmissbrauchs, insbesondere wenn eine Partei in einer stärkeren Position oder mit mehr Einfluss ist als die andere. Der Hauptzweck dieses Verhaltens ist es, die andere Person zu besiegen, zu dominieren oder kleinzuhalten. Besonders im Arbeitsumfeld tritt der »Cheatmove« häufig auf. Dies kann beispielsweise passieren, wenn ein Vorgesetzter die Zielvorgaben für ein Projekt ständig ändert, nachdem die Mitarbeiter bereits mit ihrer Arbeit begonnen haben, oder wenn die Bedingungen eines Vertrags nachträglich ohne gegenseitige Zustimmung geändert werden.


Wenn man mit einem »Cheatmove« konfrontiert wird, ist es entscheidend, frühzeitig dagegen vorzugehen. Eine effektive Strategie besteht darin, selbstbewusst und souverän auf die ursprünglich vereinbarten Kriterien oder Absprachen hinzuweisen und klarzustellen, dass Abweichungen von diesen Vereinbarungen nicht akzeptiert werden. Es ist wichtig, wachsam zu bleiben und solche Manipulationsversuche frühzeitig zu erkennen, um sich davor schützen zu können. Wird der »Cheatmove« in einem starken Machtgefälle angewendet kann die einzige Funktionierende Strategie sein sich der Situation zu entziehen.

Quellen Shitmove - »Wer sagt das?«

Der »Quellen Shitmove« mit dem Titel »Wer sagt das?« ist ein weit verbreiteter Manipulationstrick, besonders in der Werbung. Ein Paradebeispiel dafür ist die Dr. Best Zahnbürstenwerbung aus dem Jahr 1993: Dr.Best Zahnbürste Werbung 1993 - YouTube. Hierbei werden die angeblich besonderen Qualitäten durch einen Arzt an einer Tomate und einem Kunsstoffelement visualisiert. Der Mangel an Relevanz dieser Beispiele für die Anwendung am Menschen wird mit der Autorität oder Bekanntheit der Quelle überspielt - in diesem Beispiel durch einen weißen Laborkittel und ein Stethoskop um den Hals.


Der Shitmove setzt darauf, dass viele Menschen oft nicht die Zeit oder die Energie haben, sich intensiv mit jedem diskutierten Thema auseinanderzusetzen und die Glaubwürdigkeit jeder einzelnen Quelle zu überprüfen. So kann der Eindruck entstehen, dass ein Produkt oder eine Idee allein aufgrund der Bekanntheit oder Autorität der präsentierenden Quelle gut und vertrauenswürdig sein muss.


Ein kritisches Hinterfragen, wie zum Beispiel »Ist besondere Beweglichkeit tatsächlich wichtig für Zahnbürsten?«, kann jedoch oft zu der Erkenntnis führen, dass die tatsächlichen Argumente für ein Produkt oder eine Idee weniger überzeugend sind als die präsentierte Quelle vermuten lässt.


Die effektivste Abwehrstrategie gegen diesen Shitmove ist das Prinzip »Name it and tame it«. Es ist wichtig, diese Art der Manipulation beim Namen zu nennen und auf echte, logische Argumente zu bestehen, anstatt sich von der bloßen Autorität einer Quelle beeindrucken zu lassen. Es geht darum, die Qualität des Arguments in den Vordergrund zu stellen und nicht die Quelle selbst.

Shiftmove - Das Ablenkungsmanöver

Das Ablenkungsmanöver, auch bekannt als »Red Herring«, ist eine rhetorische Taktik, bei der bewusst vom eigentlichen Thema oder der eigentlichen Frage abgelenkt wird. Das Ziel ist es, nicht auf das eigentliche Anliegen oder Argument eingehen zu müssen.

Es handelt sich um eine gezielte Strategie, um den Fokus der Diskussion zu verlagern und unangenehme oder herausfordernde Fragen zu vermeiden.
Diese Taktik ist in der Politik weit verbreitet und wird verwendet, um kritische Fragen zu umgehen oder abzulenken.
Ein Grund für die Effektivität des »Shiftmoves« ist die kurze Aufmerksamkeitsspanne vieler Menschen. Durch gezielte Ablenkung kann das ursprüngliche Thema oder die Frage rasch in Vergessenheit geraten.

Um solchen Ablenkungsmanövern zu begegnen, kann man den Gesprächspartner darauf hinweisen, dass das Ablenkungsmanöver durchschaut wurde, mit »Gegen-Shiftmoves« reagieren oder sich bewusst dazu entscheiden, die Diskussion zu verlassen. Die Verwendung eines Gegen-Shiftmoves kann die Situation jedoch auch eskalieren, anstatt das Problem zu lösen.

Hier sind Beispiele, in denen dieser Shitmove zum Einsatz kommt:

Family guy red herring example - YouTube

Donald Trump's Red Herrings Compilation - YouTube


Unerhörte Shitmoves

Die »Unerhörten Shitmoves« sind eine besondere Kategorie von Manipulationstaktiken, die vorwiegend auf nonverbaler Ebene wirken. Im Gegensatz zu verbal ausgedrückten Manipulationen, die oft leichter zu identifizieren sind, agieren diese Shitmoves im Hintergrund, oft unbemerkt, aber mit großer Wirkung.


Eine der Hauptstrategien dieser Shitmoves ist der Einsatz von Mimik und Gestik. Ein abfälliger Blick, eine herablassende Handbewegung oder ein überhebliches Lächeln können oft mehr sagen als tausend Worte. Diese nonverbalen Signale sind subtil, weshalb sie auch schwieriger zu erkennen und zu benennen sind. Dennoch haben sie die Macht, die Atmosphäre eines Gesprächs zu prägen, den Gesprächspartner zu verunsichern oder die eigene Position zu stärken.


Das Gefährliche an diesen nonverbalen Shitmoves ist ihr Effizienz: Mit minimalem Aufwand können sie einen maximalen Effekt erzielen. Sie erfordern keine elaborierte Argumentation oder sprachliche Finesse, sondern wirken direkt auf einer emotionalen, oft unterbewussten Ebene.


Um sich gegen diese Art von Manipulation zu schützen, ist es wichtig, sich ihrer Existenz bewusst zu sein und die nonverbalen Signale des Gegenübers aufmerksam zu beobachten. Durch das bewusste Wahrnehmen und Benennen dieser Shitmoves kann ihre Wirkung gemindert und ein fairer Dialog gefördert werden.


Fazit

Die Auseinandersetzung mit Shitmoves präsentiert sich in einem lockeren und eher unseriösen Schreibstil, wobei die vulgäre Benennung der Shitmoves möglicherweise für einige abstoßend wirken kann. Dies könnte das »Name it and tame it«-Prinzip in professionelleren Settings erschweren, obwohl es die Inhalte zugänglicher und leicht verständlich macht.


Das Thema an sich ist zweifellos faszinierend, wenn auch seine praktische Relevanz im Alltag bislang begrenzt erscheint. Während man in der Lage ist, Shitmoves im Nachhinein zu identifizieren, bleibt die Herausforderung, sie in zukünftigen Situationen vorauszusehen und angemessen darauf zu reagieren. Es ist deutlich, dass das reine theoretische Wissen über Shitmoves nicht ausreicht – es erfordert Übung, um diese in der Praxis effektiv zu managen.


Schlussendlich bot die Auseinandersetzung mit dem Thema nur wenige echte »Aha«-Momente. Dennoch betont es die Bedeutung von bewusster Kommunikation und die Notwendigkeit, zwischen manipulativen Taktiken und authentischer Interaktion unterscheiden zu können und macht einem vor Allem Bewusst, wenn man selbst im Begriff ist einen Shitmove anzuwenden.

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