0t1 steckt noch in den Kinderschuhen.

Breath – Atem

Dieses Buch zeigt auf, wie richtiges und gesundes Atmen funktioniert und was für einen überraschend großen Einfluss die richtige Atemtechnik auf unsere Lebensqualität hat. In den Worten des Autors:
»Das vorliegende Buch ist eine wissenschaftliche Abenteuerreise zur verlorenen Kunst und Technik des Atmens«.

Über den Autor

James Nestor ist ein freischaffender Journalist und Buchautor, geboren in Tustin, Kalifornien. Er hat Literatur und Kunst in Nordkalifornien studiert. Er schrieb unter anderem das Wissenschaftliche Buch »Deep« (2014), welches seine abenteuerliche Reise in die Welt des Tief- und Apnoetauchens beschreibt. Außerdem arbeitete er an der Virtual Reality Experience zum Film »The Click Effect« (2016) mit, der die Sprache der Delfine thematisiert. 2020 erschien das hier thematisierte, wissenschaftliche Buch »Breath«.

Story

Das Buch behandelt verschiedene Erlebnisse und Experimente des Autors. Seine Motivation sich mit dem Thema Atmen zu beschäftigen, beschreibt er in der Einleitung:

»Ich sollte meine versagenden Lungen stärken, mein zerfahrenes Gemüt beruhigen, vielleicht eine neue Perspektive gewinnen.«
Kapitel: Einleitung

So beginnt die Forschungsreise mit seiner Teilnahme an einem Einführungskurs in der Atemtechnik namens »Sudarshan Kriya«. Die an diesem Kurs gesammelten Eindrücke und (Körper-) Erfahrungen bringen ihn dazu, sich näher mit der Thematik rund um das Atmen zu beschäftigen. Gemeinsam mit seinem ›Leidenspartner‹ Anders Olsson nimmt er an einer 20-tägigen Stanford-Studie teil, welche die Unterschiede der Mund- und Nasenatmung untersucht. Die Erkenntnisse dieser Studie nutzen beide für ihre eigene Forschungsarbeit. Der Inhalt des Buches wird, teils autobiografisch, von Nestor selbst erzählt. Während dieser Erzählung berichtet er von dem Verlauf des Experiments und Erkenntnissen, welche er während seiner jahrelangen Forschung gesammelt hat.

Kernthesen

Im Folgenden werden nun die Kernthesen des Buches, für ein gesünderes Atmen, vorgestellt.

»Mund zu«

Auf der Reise durch die Literatur findet der Autor immer wieder Menschen, die sich aufgrund gesundheitlicher Probleme auf die Suche nach Lösungen begeben und sich mit dem Thema Atmung beschäftigen. Er nennt sie »Pullmonauten« und trifft einige von ihnen persönlich. Einer dieser Pullmonauten, über den der Autor schreibt, ist George Catlin. Dieser widmete sein Leben der Forschung an den Naturvölkern Amerikas, zu einer Zeit, in der diese noch relativ zahlreich und frei in ihrem Land lebten. Die wichtigste Erkenntnis aus dieser Forschung war, dass den Naturvölkern durchweg der Vorteil der Nasenatmung bekannt war. 

Das wichtigste Resultat der Eingangs genannten Stanford Studie ist, dass reine Mundatmung eher gesundheitsschädigend ist. Regelmäßige Nasenatmung ist dagegen eher förderlich und gesund. Belege dafür sind erhöhte Stresshormone bei der Mundatmung – welche den Körper und Geist unter Druck setzen.

»Durch die Nase atmen«

Wenn wir durch die Nase atmen, reinigt und befeuchtet diese die Luft. Die sogenannte »Nasenatmung« kann leistungssteigernd wirken und es macht sogar einen Unterschied, ob durch das linke oder rechte Nasenloch geatmet wird. Atmen wir durch das rechte Nasenloch, wird unser »Kampf oder Flucht«-Mechanismus aktiviert. Die Atmung durch das rechte Nasenloch lässt sich also metaphorisch mit einem Gaspedal für den Körper vergleichen. Atmen wir jedoch durch das linke Nasenloch, verspüren wir eher Entspannung und Erholung. Greift man erneut den metaphorischen Vergleich auf, lässt sich die Atmung durch das linke Nasenloch mit einer Bremse für den Körper vergleichen. Es gibt auch Atemübungen, welche auf diese Reaktionen im Körper abzielen, beispielsweise die abwechselnde Nasenlochatmung, auch »Pranayama« genannt.

»Ausatmen«

Ein Großteil der Menschheit atmet sehr ungesund und nutzt nur einen geringen Teil der möglichen Lungenkapazität. Dieser Umstand führt zu diversen Krankheiten und unerklärlichen Symptomen. Der Autor geht von Heilung durch gesunde Atmung aus, welche beispielsweise über die vollständige Ausatmung erreicht werden kann. Man geht an dieser Stelle sogar davon aus, dass Alterungsprozesse aufgehalten werden können und eine Veränderung der Ausatemgewohnheiten die Leistungsfähigkeit der Lunge steigern. 

Beispielhaft führt der Autor die erfolgreichen Forschungsergebnisse und Geschichten des Pulmonauten Carl Stough an, der Erfolge in Kliniken bei Patienten mit Lungenemphysemen beschreibt.

»Kauen«

Der menschliche Schädel sah bis vor ca 300 Jahren noch etwas anders aus: regelmäßige Zähne, riesige Nasenlöcher und kräftige Kiefer. Das kommt daher, dass sich die Nahrung und unser Essverhalten von damals stark vom heutigen unterscheidet: Früher mussten die Menschen durch die harte Rohkost oftmals ein bis zwei Stunden am Tag ihre Nahrung kauen, wohingegen wir heute durch die sehr weiche Industrienahrung nur noch sehr wenig kauen müssen. 

Dadurch ist unser Mund heutzutage für unser Gesicht zu klein, was Folgen nach sich ziehen kann, denn viele Krankheiten können im Mund ihren Ursprung haben: Schnarchen, Schlafapnoe, ADHS, Rückenprobleme. Dafür gibt es jedoch auch Trainingsmöglichkeiten, zum Beispiel das sogenannte »Mewing«.

»Kauen also. Je mehr man kaut, desto mehr Stammzellen werden freigesetzt, desto dichter wird der Knochen, desto mehr neue Knochenmasse wird gebildet, desto jünger wirkt man und desto leichter wird die Atmung.«
Kapitel: Kauen

»Mehr atmen, zumindest manchmal«

Der Autor forscht in diesem Kapitel an der These, dass Menschen auch zu viel atmen könnten. Er findet heraus, dass die Mehrzahl der Menschen tatsächlich zu viel atmet. Man geht davon aus, dass zu viel von reinem Sauerstoff eher schädlich wirkt und die übermäßige Atmung die Lungen stark schädigen kann. Untersucht wird auch, auf welche Bereiche des Nervensystems die Atmung wirkt. Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass durch die Atmung der Vagusnerv positiv beeinflusst werden kann, was für viele Menschen einen Schlüssel zur Heilung von Krankheiten und Schmerzsyndromen darstellen könnte. Man geht hier auch davon aus, dass die Atmung als autonome Funktion bestimmte Zwecke erfüllen kann, z.B.: die Körpertemperatur erhöhen, Herzschlag und Blutdruck senken, Immunsystem positiv beeinflussen. Folgende Effekte können vor allem mit einer holotropen (hyperventilierenden) Atmung erreicht werden: Positive Wirkung auf Stimmung, Emotionen und Psyche.

»Luft anhalten«

Forschungen im Bereich der angehaltenen Luft und den damit verbundenen Selbstversuchen sind eher den hartgesottenen Menschen vorbehalten. Der Autor, Freediver und Taucher, unterzieht sich einer hochdosierten Kohlendioxid-Therapie. Er erfährt dadurch an sich selbst, wie viel weniger Angst er danach hat, bzw. wie positiv sich diese spezielle Therapie auf den Organismus auswirkt. Dieser Effekt wird in der Forschung durch umgestellte Chemorezeptoren nachgewiesen. Daraus leitet der Autor ab, dass langsames und stetiges Atmen heilsamer sein kann. Unter anderem kann diese Art der Atmung Menschen mit Angststörungen helfen.

»Auf die Atemtechnik kommt es an«

Die vollkommene Atmung, sieht laut Nestor wie folgt aus:

5,5 Sekunden einatmen und 5,5 Sekunden ausatmen, ergibt 5,5 Atemzüge pro Minute mit einem Atemvolumen von 5,5 Litern. 

Diese Atemtechnik soll das Nervensystem, das Herz und den Kreislauf in einen Zustand der Kohärenz versetzen, wodurch die Systeme des Körpers mit größtmöglicher Effizienz arbeiten. Durch Meditationen und Atemtechniken lässt sich also theoretisch der ganze Körper steuern.

Gibt man in die Google-Suchleiste »breathing exercise« ein, kann eine geführte Atemübung ausprobiert werden.

Beispiel Technik: Tummo Atmung

Der Autor nennt im Zusammenhang mit der Atemforschung die Atemtechnik »Tummo«: eine von Tibetischen Mönchen im 11. Jahrhundert entwickelte Atemtechnik zur Aufheizung des Körpers (beispielsweise um gegen äußere Kälte resistent zu werden). Gewarnt wird davor, die Übungen im Wasser, am Steuer oder beim Gehen zu machen, da man sich verletzen könnte, falls man die Besinnung verliert. 

Anleitung in 6 Schritten:

  • An einen ruhigen Ort flach auf den Rücken legen
  • Schulter, Brust und Beine entspannen
  • 30 mal sehr tief und schnell in die Magengrube ein- und wieder ausatmen. Dabei möglichst durch die Nase atmen. Die Bewegung beim Einatmen sollte sich wie eine Welle anfühlen, die den Magen füllt und sich sanft durch die Lungen nach oben fortsetzt. Nach demselben Prinzip ausatmen: Zuerst die Magengrube, dann den Brustkorb durch gespitzte Lippen oder Nase leeren.
  • Nach dem letzten Atemzug bis zum natürlichen Ende ausatmen und ein Viertel der Luft in den Lungen lassen. Die Luft so lange wie möglich anhalten.
  • Wenn die Luft nicht mehr angehalten werden kann, einmal tief einatmen und die Luft für weitere 15 Sekunden lang anhalten. Diese Luft in der Lunge sanft hin- und herbewegen, dann ausatmen und mit der tiefen und schnellen Atmung neu beginnen.
  • Mindestens drei mal wiederholen

Fazit

Das Buch sensibilisiert für ein sehr wichtiges Thema. Es ist angenehm zu lesen und die Erkenntnisse daraus sind einfach in den Alltag integrierbar. Außerdem ist es erstaunlich, wie wenig man eigentlich über etwas weiß, was einen Tag für Tag am Leben hält.

buchcover

Quellen


© 0t1

Cookies

0t1 mag keine Kekse (und kein Tracking). Wir verwenden lediglich notwendige Cookies für essentielle Funktionen.

Wir verwenden Schriftarten von Adobe Fonts. Dafür stellt dein Browser eine Verbindung zu den Servern von Adobe in den USA her. Wenn du unsere Seite nutzen möchtest, musst du dich damit einverstanden erklären.

Weitere Informationen in unserer Datenschutzerklärung.