Hello, I´m sam

Die Nutzung von Sozialen Medien steht heutzutage für viele Menschen im Fokus. Diese zu beschränken oder auf ein Minimum zu reduzieren ist schwer möglich und der entsprechend funktionstüchtige Anreiz fehlt bisher. Anhand von Recherchen und Analysen, soll dieses Themengebiet erschlossen werden. Dabei steht eine zukunftsweisende User und Human Experience im Mittelpunkt. Wir wollen auf unserem bisher erworbenen Wissen im Bereich der Interaktionsgestaltung aufbauen und das Interface eines Apple Add-On entwickeln. Dieses soll in Form eines Imagefilms aufbereitet und präsentiert werden.

Problem

Das Smartphone ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Neben vielen hilfreichen Funktionen, wie dem Wecker oder Navigations Apps, dehnt sich die Nutzung von Sozialen Medien immer weiter aus. Daraus resultiert, dass die Menschen immens viel Zeit in ihre Smartphones investieren und dabei die reale Welt völlig aus dem Blick verlieren.

Es bestehen bereits Lösungsansätze, wie die Beobachtung der Screentime, aber eine radikalere und effektivere Lösung ist unserer Meinung nach noch nicht vorhanden. Wir wollen eine Lösung finden, die den Nutzenden nachhaltig hilft und unterstützt.

Ziel

Da dieses Problem der übermäßigen Mediennutzung eine große Gruppe von Personen betrifft, ist das Ziel, die Screentime dauerhaft zu verringern und den Fokus wieder auf das reale Leben zu lenken. Dabei soll das Nutzen von Sozialen Medien auf einen Rahmen begrenzt werden, welcher die mentale Gesundheit nicht gefährdet. Außerdem soll der Aspekt der psychische Gesundheit gefördert werden und eine Hilfestellung für Aktionen und Übungen im realen Leben geboten werden.

Recherche und Analyse

Im Zuge der Recherche führten wir eine Benchmarkanalyse durch und betrachteten bereits bestehende Betriebssysteme und Geräte mit den Schwerpunkten Healthcare und Media Detox.

Wir beschäftigten uns im Rahmen der Betriebssysteme mit der erweiternden Einstellung von Android Geräten („Digitales Wohlbefinden und Kindersicherung“). Bei der Verwendung wird den Nutzenden angezeigt, wie lange das Smartphone am entsprechenden Tag bereits verwendet wurde. Ebenfalls kann die Zeitspanne der Nutzung von Apps genau überprüft und ein dazugehöriger Timer erstellt werden.

Eine Erweiterung des IOS Betriebssystems ist die Health App. Mit Hilfe dieser kann man ebenfalls die Bildschirmzeit überprüfen und App-Timer erstellen. Zusätzlich kann ein Gesundheitsranking erstellt werden, in welchem der Schlaf, die Anzahl an Schritten pro Tag und weitere Aspekte getrackt werden können.

Bei der Untersuchung von Geräten betrachten wir die Smartwatch und das Light Phone. Die Smartwatch bietet neben einem reduzierten Design und Funktionen ein genaues Gesundheitstracking. Das Light Phone hingegen beinhaltet nur absolut essenzielle Funktionen, wie Telefonieren, Schreiben, das Erstellen von Alarmen und das Hören von Musik. Dabei soll das E-Paper-Display und das auf ein Minimum reduzierte Design dazu dienen, das Gerät so wenig wie möglich zu nutzen.

Ergebnis und USP

Betriebssysteme wie IOS oder Android haben Healthcare und Möglichkeiten für einen Digitalen Detox nur als Add-Ons. Dabei muss sich der Nutzende bewusst für diese Erweiterung entscheiden und kann Informationen zu der Screentime oder Hinweise ohne eintretende Konsequenzen ignorieren.

Die Verwendung einer Smartwatch könnte das Gegenteil eines Digital Detox bewirken. Da Benachrichtigungen noch leichter zugänglich sind und sich schneller checken lassen, nimmt der Nutzende noch weniger Abstand zu dem technischen Gerät. Dies wird durch das dauerhafte Tragen am Handgelenk gefördert. Das Light Phone könnte man als Konkurrenz zu unserem Projekt in diesem Bereich betrachten. Die Funktionen dessen, sowie das Design sind allerdings zu reduziert für das Erfüllen unserer Zielsetzung.

Das von uns erstellte Add-On soll die Funktionen zu Digital Detox und Healthcare vereinen. Dabei erfolgt eine Überwachung der Healthcare durch eine Assistentin, jedoch reduziert ohne permanente Hinweise. Der Modus des Add-Ons kann nicht einfach ein- und ausgeschaltet werden, um die Gefahr von Rückfällig zu minimieren.

Persona

Um die Empfindungen der Zielgruppe besser einschätzen und bearbeiten zu können erstellten wir eine Persona.
Die 25-jährige Simone Baumann ist Studierende und arbeitet neben dem Studium Teilzeit im Rathaus. Zu ihren Interessen gehört das Spielen von Tennis, Kochen oder das Treffen von Freunden.

Allerdings fühlt sie sich durch Social Media oft einsam, da die Angst etwas zu verpassen (FOMO) stetig steigt. Die übermäßige Nutzung ihres Smartphones baut demnach gesellschaftlichen und sozialen Druck auf sie auf. Daraus resultiert eine Einsamkeit, die wiederum versucht wird durch Soziale Medien zu kompensieren. Auf diese Weise generiert sie einen nie endenden Kreislauf. Nach und nach verliert sie den Bezug zur Realität und erlebt Momente nicht mehr aktiv sondern fixiert sich darauf diese digital festzuhalten.

Durch sam will sie aus dieser Spirale ausbrechen und ihr Smartphone bewusster und sinnvoller nutzen.

Zielgruppe

Unsere festgelegte Zielgruppe schließt theoretisch jede Person ein, die ihren Medienkonsum bewusst einschränken will. Vor allem für junge Menschen die übermäßig viel Zeit am Smartphone verbringen soll das Add-On einen entscheidenden Vorteil bringen. Aber ebenso ältere Generationen, welche wichtige Vorteile genießen, aber eher am realen Leben teilhaben wollen sollen von von unserer Erweiterung profitieren.

Der Bildungsstand der Zielgruppe ist, genau wie das Geschlecht, nicht relevant. Die Personen der Zielgruppe lassen sich in den oberen, rechten Bereich der Sinus-Milieus einordnen. Daher befinden sich die Zielgruppe sowohl in der Oberschicht, der oberen Mittelschicht, als auch der Mittleren Mittelschicht. Modernisierung und Neuorientierung gehören zu deren Grundorientierung.

Umfrage

Um für uns festzulegen, welche Funktionen und Inhalte eines Smartphones von Wichtigkeit sind, erstellten wir eine Umfrage, in welcher wir auf den Medienkonsum, als auch die bevorzugten Apps der Befragten eingingen. Insgesamt 109 Personen wurden befragt, diese befanden sich im Alter von 15-60 Jahren.

Die Mehrheit schätzt die eigene Bildschirmzeit als zu hoch ein. Für den Großteil wird das Smartphone mehr als ein Unterhaltungsprodukt betrachtet und weniger für eine relevante und sinnvolle Nutzung verwendet. Mit Hilfe dieser Ergebnisse können wir uns auf wichtige Funktionen festlegen und die weiteren Inhalte von sam behandeln. Da ein nicht zu vernachlässigender Teil der Befragten angab, sich nach der Nutzung demotiviert und unter Druck gesetzt zu fühlen, bestätigt dies ebenfalls die Bedeutsamkeit unseres Add-Ons.

sam

Unser finales Konzept beinhaltet eine Kombination aus Calm Social und einer Mental Health Assistentin. Aus der Synthese dieser Wörter ergibt sich auch der Name unseres Add-Ons: sam.

Der Schwerpunkt dieser Erweiterung des IOS Betriebssystems liegt darauf, ein Smartphone auf die essentiellen Funktionen zu beschränken und um eine persönliche Assistenz zu erweitern. Diese unterstützt die Nutzenden im Umgang mit dem Medienkonsum und der Bildschirmzeit. Darüber hinaus bietet sam Hilfestellungen und Übungen im Bereich der mentalen Gesundheit an. Der Zugang zu Social Media wird zwar nicht blockiert, jedoch wird nur ein ausgewählter Social Media Feed erstellt. Dieser wird nicht dauerhaft, sondern mehrere Male am Tag zugänglich gemacht. Nachrichten können in bestimmten Intervallen empfangen und gesendet werden, um zu vermeiden, dass beim Warten auf Nachrichten ständig auf das Smartphone geblickt wird. 

Die reduzierten Inhalte und Nutzungsmöglichkeiten sollen in Form eines dezenten und vereinfachten Designs dargestellt werden.

Funktionen

Zur Umsetzung unseres Konzepts sollen nur die wichtigsten Grundfunktionen erhalten bleiben. Dazu gehören unter anderem der Kalender, eine Navigation und der Wecker. Besondere Funktionen wie die Kamera werden beibehalten. Ihre grundsätzlichen Funktionen werden aber ebenfalls angepasst und beschränkt. Die Anzahl der Fotografien werden pro Tag eingeschränkt und der Zugang zu diesen wird erst nach einer bestimmten Entwicklungszeit freigegeben. Dies soll darauf abzielen Momentaufnahmen wieder bewusster wahrzunehmen. Nachrichten von Kontakten werden nach einer Priorisierung ebenfalls nur in bestimmter Anzahl und Intervallen angezeigt somit den Nutzer zwar die wichtigsten Informationen erreichen er aber nicht mit permanenten Texten überflutet wird.

Die Sprachassistentin des Add-Ons gibt Hinweise, bei übermäßiger Nutzung des Smartphones und macht zusätzlich Vorschläge für Aktivitäten in der realen Welt. Diese Übungen werden durch ansprechende und minimalistische Animationen unterstützt und dargestellt. Außerdem kann der Nutzer sie beten Dinge für die im Internet nachzuschlagen, welche sie dann in kurzen Sätzen zusammenfasst und Fragen beantwortet. Dadurch soll vermieden werden, dass der Browser überhaupt geöffnet werden muss.

Gestaltungsansätze

Im Laufe der Gestaltungsphase bearbeiteten wir parallel unterschiedliche Stile und Ansätze für das Design von sam. Zu Beginn legten wir den Fokus auf runde Elemente und Pastelltöne. Die minimalistischen Icons kamen im Bereich der Funktionen zum Einsatz. Der Fokus lag dabei permanent auf der Erprobung von verschiedenen Designansätzen und deren Wirkung auf den Nutzer. Damit wurde eine optimale visuelle Unterstützung der Inhalte erzielt. Nach mehreren Designkonzepten entwickelte sich die Gestaltung immer stärker hin zu einem reduzierten Design mit dem Schwerpunkt auf Typografie.

Styleguide

Da Sam ein Add-On für iPhones ist, wurde sich in Teilbereichen an dem Styleguide von IOS orientiert. So wurde zum Beispiel der Blauton (#1E89FE) von IOS als Hauptfarbe in dem Detoxmodus übernommen. Um die reduzierte Gestaltung zu gewährleisten wurde keine weitere Farbe genutzt, sondern lediglich mit einer Deckkraft von 40 % ein weiterer Ton des bereits verwendeten Blautons zur visuellen Unterscheidung genutzt. Im Hintergrund wurde ein “off-white” Ton verwendet, um einen optisch analogen Look zu erzeugen und eine optimale Lesbarkeit zu gewährleisten.

Es wurden die zwei Apple-Fonts „SF Pro” und „New York” genutzt, um Hervorhebungen schaffen zu können, aber dennoch ein Minimum an Schriften zu verwenden. Auch für die Schriftgrößen wurden Vorgaben aus dem IOS Styleguide übernommen. Diese wurden im Detoxmode auf vier unterschiedliche Größen (17pt, 22pt, 34pt, 80pt) beschränkt.

Als gestalterische Elemente wurden ausschließlich dünne Linien, Kreise und Outlines von Quadraten genutzt, um zusätzlich zu dem Schwerpunkt Typografie ein schlichtes, weiches Design zu erzielen, welches den Nutzer ohne zu stören führen soll.

Das Logo wurde entsprechend der Gestaltungselemente gestaltet. Der Schriftzug „Sam“ wurde aus beiden verwendeten Schriftarten kombiniert und durch eine Outline eines Kreises im Hintergrund unterstützt.

Screendesign

Die finalen Screendesigns des Interface zeigen ein reduziertes Design mit einem deutlichen Fokus auf der Typografie, welche als Hauptkommunikationselement fungiert. Die Fotografien im Bereich der Galerie werden nicht in Farbe sondern in schwarz-weißen dargestellt, was die Analogie zu einer Analogkamera generieren soll. Im Bereich der Mental Health Übungen werden die bereits angesprochenen, dezenten Animationen in der nun gewählten Hauptfarbe blau abgebildet.

Imagefilm

Das entwickelte Interface wird in Form eines Imagefilms präsentiert. Dabei wird zu Beginn eine Situation dargestellt, in welcher die übermäßige Nutzung eines Smartphones thematisiert wird. Für das Problem dieser Abkapselung und des Bezugsverlustes zu der Realität, soll sam die Lösung sein. Die Vorstellung des Nutzens und der Funktionen sollen in Form einer konkreten Situation dargestellt und bestärkt werden. Auf diese Weise erhält man Einblicke in die Gestaltung und die Vorteile des Add-Ons.

Werbekampagne

Durch eine Marketingkampagne soll das Add-On beworben werden. Anhand der Verwendung von Elementen aus dem Styleguide und Abbildungen der Animationen, werden sam und dessen Inhalte angedeutet. Die Plakte sollen aber vorallem die Neugierde des Betrachters wecken. Ein dafür erstellter QR Code führt dann zum zugehörigen Video, welches alle Funktionen und Inhalte genauer erklärt. Eine bewusst sehr reduzierte Gestaltung greift dabei das gesamte Thema auf. Sticker mit besagtem QR Code wurden außerdem für die Auslegung an sozialen Orten, wie Cafes und Restaurants, angedacht. Betreiber können so dazu beitragen, dass ihre Gäste ihren Besuch präsenter und mit voller Aufmerksamkeit wahrnehmen.

Fazit

Durch das Projekt konnte klar hervorgehoben werden, dass die Bildschirmzeit der Nutzer reduziert werden sollte. Die nicht gegebene Sinnhaftigkeit der Nutzung und die damit einhergehenden negativen Gefühle überwiegen laut der Umfrage den Vorteilen, die Soziale Medien bieten. Um den Nachteilen entgegenzuwirken ist sam die beste Lösung. Sam bietet durch die Verbindung von Health Care und Social Calm also eine übergreifende Unterstützungsmöglichkeit der psychischen Gesundheit und den Weg zurück in die Realität.

Team

Sarah Gaszo, Nele Hirschmiller, Josephine Knehr, Chiara Festini

Betreuung:

Prof. Damian Gerbaulet