planethero - from zero to hero! Zeig, dass du Gutes tust.
Ein Gedankenexperiment der Superlative: Können wir Menschen alle gemeinsam etwas Gutes für den Planeten Erde tun und dabei noch Spaß an umweltverträglichen, ökologischen und Gemeinwohl verbessernden Handeln finden und dieses fördern?
Mittels einer einfachen und wirkungsvollen Idee innerhalb einer Anwendung glauben wir daran, dass sich eine Welle der Begeisterung lostreten lässt, die als Vorreiter für eine positive Zukunft der Erde im Gang gehalten wird. Ein ausgeklügeltes Punkte- und Belohnungssystem soll die extrinsische Motivation steigern und in Folge dessen einen hohen Anreiz schaffen unsere Anwendung zu nutzen und sein eigenes ökologisches Verhalten zu verbessern. Das Projekt “planethero” bietet somit genügend attraktives Potenzial auch die letzten Umwelt-Nörgler und Pessimisten mit ins Boot der Engagierten zu holen. Gutes Tun und dafür Gutes erhalten!
Einleitung
Geschichtlicher Hintergrund
Spätestens seit den 1960er Jahren ist der Begriff des Umweltschutzes in der Mitte der deutschen Gesellschaft angekommen.¹ Umweltorganisationen formen sich, die Friedensbewegung erlebt in den 68er Jahren ihre größten quantitativen Zuläufe und selbst größere politische Parteien werden unter dem neuen, grünem Ideal gebildet. Wissenschaftler beginnen den Zerfall der natürlichen Biodiversität und wachsenden, umwelttechnischen Problemen zu untersuchen und zu verstehen, welcher Teil davon menschengemacht ist. Der Club of Rome veröffentlicht im Jahre 1972 die ersten Zusammenschlüsse von Wissenschaftlern und führender Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik unter dem Buchtitel „Die Grenzen des Wachstums“. ² Hierin wird auf generelle Probleme und Zusammenhänge zwischen Mensch und Umwelt hingewiesen, nicht aber ohne auch Möglichkeiten des Handelns aufzuzeigen. Die Wichtigkeit von menschenwürdigen Leben und gleichzeitig verträglicher und verantwortungsbewusster Umgang mit Ressourcen und Natur ist somit nicht mehr von der Hand zu weisen. Daraufhin entstehen etliche Ideen, sowie Handlungsalternativen welche sich mit dem Thema des Umweltschutzes auseinandersetzen.
Die Jugendbewegung „Fridays for Future“ hat es vorgelebt: Es ist noch lange nicht genug! Eine ganze Generation hat genug von Regelungen und Bestimmungen, die bestenfalls den Global Knockout durch zu schnelle Erwärmung bedingt verzögern, anstatt ihn zu verhindern. Millionen von jungen Menschen gehen auf die Straße, um gegen die Wirtschaft, den Lobbyismus und die blinde Unfähigkeit der Politik zu demonstrieren. Und das aus gutem Grund: Wissenschaftler aller Disziplinen warnen und mahnen seit Jahren. Die Gletscher schmelzen weiterhin, Weltweit steigt der Meeresspiegel und die Abholzungen der Regen- und Urwälder haben sich verdoppelt, anstelle sie zu begrenzen.
Was können wir ändern?
Wir von “planethero” haben nun ein Konzept erarbeitet und ein System entwickelt, welches die drohenden Verluste und den Untergang des ökologischen Gleichgewichts durch die Menschen wieder ausbalanciert. Bestenfalls aber zumindest das Bewusstsein gegenüber der Umwelt vieler, möglichst aller Menschen sensibilisiert.
Was genau ist planethero?
Das Projekt planethero basiert grundsätzlich auf einer staatlich geführten Software, die den spezifischen CO2 Fußabdruck und Ressourcenverbrauch freiwillig teilnehmender Bürger überwacht. Diese ermittelt die Art und Weise der alltäglichen Mobilität, Energieversorgung der Haushalte, Müllentsorgung und viele weitere Parameter mehr. Dabei lassen die Bürger ihr Engagement in Punkten messen und können sich mittels monatlichen Challenges gegenseitig zu ökonomischem Verhalten motivieren, die Großzügig mit Gewinnen ausgezahlt werden. Zentraler Fokus liegt dabei auf der eigenen WebApp und dem technologischen System, mit dem die Daten algorithmisch im Hintergrund gesammelt, ermittelt und ausgewertet werden. Mittels personalisiertem, digitalem Schmuck lässt sich jeder Schritt, Einkauf und Fahrt mit dem ÖPNV tracken, um dabei Punkte sammeln, indem Punkte per Scan des Armbandes der jeweiligen Person zugeordnet werden. Insgesamt können die Daten an öffentlichen Screens eingesehen werden und somit ein Vergleich entstehen, der durch Wettbewerbs Prinzipien zu mehr Engagement führt, die durch Gewinne monatlich honoriert werden.
Dieses Prinzip führt im besten Fall zu einer Win-Win Situation, mit der einerseits das ökologische Engagement der Bürger honoriert wird, aber gleichzeitig auch zu einem bewussteren Umgang mit den alltäglichen Ressourcen animiert. Ein Resultat daraus könnte sein, dass sich dadurch langfristig gesehen eine Verbesserung der Lebensqualität durch eine saubere Umwelt einstellt. Es könnte auch dazu führen, dass sich Ressourcen nach und nach erholen und die Geschwindigkeit des Abbaus dieser vermindert wird, was wiederum der Menschheit mehr Zeit gibt, um Alternative Technologien im Bereich Mobilität, Energieerzeugung und Landwirtschaft zu etablieren.
Herausforderung
Szenario und Vision
Das Ergebnis aus einem langen Prozess aus inhaltlicher Diskussion über freiwilliger und verpflichtender Teilnahme, dem schmalen Grad zwischen Überwachung und freiwilliger Datenfreigabe ist, dass eine übergreifende Lösung, die beide Teile integriert zur Anwendung kommt. Zu Beginn wurde ein dystopisches Szenario angedacht, welches auf der Basis von Zwang, Druck und Überwachung basierte. Die Schwierigkeiten und Probleme hierbei waren jedoch bald sehr deutlich. Es wurde enschieden planethero zu einer utopischen Lösung mit freiwilliger Teilnahme zu konzipieren, um im demokratischen Staat zu funktionieren. Somit wurde planethero als ein System entwickelt, das zwar Punkte sammelt und das Verhalten überwacht, aber keine negativen Konsequenzen forciert. In der endgültigen Version liegt eine freiwillige Teilnahme im Vordergrund. Diese geht von aktiven und engagierten Menschen aus, welche als Vorbilder für andere Personen agieren und somit zur Teilnahme bewegen.
Beispiel Social Score System
Während der Recherchephasen zu dieser Arbeit konnten wir als Team Einblicke in andere, ausländische Systeme gewinnen, welche auf Zwang basieren. Beispielsweise war für unsere Arbeit das Social Scoring System aus China ein stellvertretendes Beispiel für die mögliche Umsetzung mittels eines staatlich geführten Softwaresystem. Das Prinzip hinter diesem System hat einen ähnlichen Grundgedanken, nämlich das Verbessern des eigenen ökologischen Verhaltens. Allerdings kommen mit Minuspunkten große Strafen bzw. Nachteile einher, welche wir in unserer Anwendung exkludieren. Planethero sollte sich nicht um ein zwanghaftes System handeln, sondern freiwillig von den Bürgern angenommen und ähnlich zur Payback Anwendung aktiv genutzt werden.
Herangehensweise
Wie ist das Projekt gedacht?
Das Projekt wurde innerhalb eines Semesters konzipiert und umgesetzt. Das Ergebnis dieser Arbeit ist kein funktionierendes Produkt im herkömmlichen Sinne, sondern ein System, das Nutzer dazu bewegen soll sich aktiv mit dem Umwelt- und Klimaschutz auseinanderzusetzen, indem sie ihr eigenes ökologisches Handeln überwachen. Wir nutzen dabei einen positiven Hook, welcher tiefgreifend und überwachend die Grundlage für eine Verbesserung des ökologischen Verhaltens bildet. Mittels der Prämien geraten die Dark Pattern der Überwachung für den User in den Hintergrund.
Das Projekt wurde basierend auf einer intensiven Recherchephase aufgebat und mittels User Journey, Personas und Szenarien ausgearbeitet. Mittels personalisierbaren Schmuck, und persönlicher Ansprache und einem motivierendem Gamification System konnten wir ein System entwickeln, welches einen hohen Anreiz bietet. Das dazugehörende UI ist aufbauend auf den Prinzipien der guten Gestaltungsregeln und dem Wissen aus Interface Design entwickelt worden. Viel Weißraum, prägnante Farben, und Reduzierung auf die wesentlichen und informativen Elemente wie Challenges, Card Design, sowie outlinebasierte Icons runden das Produkt ab.
Die Technik hinter dem Projekt
Das IoT (Internet of Things) wird hier als Basis für die Vernetzung des Armbands, der Smart Home-Geräte, dem Smart-Home Server und einem zentralen Rechenzentrum genutzt. Dabei können dadurch fast unendlich viele Geräte miteinander vernetzt werden und somit ein großes Netzwerk aus mitwirkenden Geräten und Personen geschaffen werden.
Das Armband wird eingescannt und die Daten abgefragt, geprüft und ausgewertet. Sie landen somit als embedded Daten auf der planethero-App und werden in Punkten angezeigt. Die Daten werden im Anschluss über Challenges vergleichbar, anonym auf öffentlichen Screens ausgegeben. Mit dem Internet verknüpft können Smart-Home Server mit den Profilen verbunden und ein eindeutiger Bezug zueinander hergestellt werden. Zusätzlich kommunizieren diverse Smart-Devices mit dem Smart-Home Server und tauschen Daten untereinander aus.

Generell lassen sich zwei Bereiche definieren, in welchen die Schnittstellen zur Punkteabfrage zu finden sind. Im eigenen Haushalt und öffentliche Schnittstellen. Zum Beispiel beim Einkaufen oder im ÖPNV. Im eigenen Haushalt werden dabei beispielsweise per Smart-Home Geräte die Zähler für Strom, Heizung und Wasser / Abwasser oder Müll mit dem System verbunden, um ihre Stände abfragen und zu vergleichen.
Unterwegs wird ein Scan in Linienbussen, Zügen, Straßenbahnen im Flugverkehr oder beim Einkaufen möglich sein. Außerdem sollen öffentliche Dienstleister in das Angebot der Prämien miteinbezogen werden. So können unter anderem Schwimmbäder, Kinos oder andere Freizeiteinrichtungen einen Voucher anbieten, wenn die Nutzer der Anwendung ihr ökologisches Verhalten verbessern und Prämien einlösen.
Das Armband
Die Funktionsweise
Mit dem Armband lässt sich der Teil des Systemes verknüpfen, den wir im alltäglichen Leben nicht direkt an unser Smart-Home anbinden. Das bedeutet, dass Aktivitäten bei denen eine Dienstleistung, ein Produkt oder ein Service in Anspruch genommen wird, zusätzlich zum Bezahlvorgang ein Scan am Armband vorgenommen wird. Hierfür reichen herkömmliche Produkt- oder Kassenscans aus, um dem digitalen Wallet die jeweilige Leistung hinzuzubuchen. Das digitale Wallet von planethero ist eine der primären Funktionen, welche alle Leistungen, Zahlungen und Ausgaben in einem zentralen Profil zusammenführt.
Die Funktionsweise baut darauf auf, dass eine eindeutige, elektronische Adresse intern abspeichert und eindeutig mit einer Person verknüpft wird, damit kein Missbrauch stattfinden kann. Eine Personalisierungsmöglichkeit bietet dem Nutzer eine Plattform zur Individualisierung. Das Armband wurde so konzipiert, dass bei richtigem Verhalten ein visuelles Feedback in Form eines grünen Lichts vernommen werden kann. Zusätzlich besteht eine leichte Vibration, um ein haptisches Feedback zu bieten.
Die Umsetzung erfolgte mittels eines einfachen, reduzierten Unisex Schmuckdesigns. Das Armband selbst wurde nach der Scribble- und Konzeptphase in 3D CAD konstruiert, sowie mittels einem 3D Kunststoffdruck umgesetzt und lackiert. Das Armband besteht dabei aus zwei ineinandergreifenden Ringen. Der äußere Ring stellt, mittels austauschbaren Clips, die personalisierbare Komponente dar. Diese können im Shop in diversen, verschiedenen Farben erworben werden, welche den Anreiz zur Teilnahme erhöhen sollen.
Konzeption des UI
Das zugehörige UI wurde prototypisch mittels Adobe XD umgesetzt. Darauffolgende Ideen zur Umsetzung des Films haben uns dazu veranlasst, das UI grundsätzlich auszuarbeiten und ihr eine funktionale, interaktive Komponente zu verleihen. Der Clickdummy, welcher nach dem Prinzip "Mobile First" umgesetzt wurde, wird innerhalb der filmischen Umsetzung genutzt.Weitere Screens, für die öffentlichen Bildschirme, sowie Smart-Home Screens sind im Breitbildformat angelegt und dienen als konzeptionelle Arbeit, die als Stütze für das gesamte System dient.
Das UI ist motivierend, farblich in blauen und grünen Tönen passend zum Naturthema Erde gehalten. Der Startscreen weißt die wichtigsten onboarding Informationen auf. Auf den Unterseiten ist es möglich die genauere Punkteanalyse zu betrachten und die Challenges einzusehen. Die Gestaltung basiert auf dem Flat Design, wobei ein starker Kontrast zwischen dem starken Verlauf und den weißen Kacheln gewählt wurde. Leichte Schlagschatten sorgen für Struktur und einem organischen Gefühl.
Film
Filmische Umsetzung
Das Endergebnis der Überlegungen und Forschungen an dem System ist ein Filmclip, der den möglichen Tagesablauf einer teilnehmenden Person in seiner alltäglichen Umgebung , während des Nutzen von planethero zeigt.
Die Entscheidung dafür wurde im Laufe der Arbeit an dem Projekt getroffen, da dies die beste Möglichkeit bietet alle Komponenten und Informationen gesammelt zu bündeln. Die Entscheidung gegen eine WebApp oder eine Website bot zudem die Möglichkeit mehr Zeit in die Recherche und in die Konzeption des Systems zu investieren.
Fazit
Insgesamt sind wir trotz langwieriger Diskussionen und Entscheidungsprozessen doch zu einem Ergebnis gekommen, mit welchem wir sehr zufrieden sind. Die freie Entscheidungsmöglichkeiten und das selbst gesteckte Ziel haben uns sehr großen Spielraum für die Ausarbeitung gegeben, aber auch an einigen Stellen im agilen Entwurfsprozess viel Zeit und iterative Nachbesserung gekostet.
Außerdem konnten wir bei diesem Projekt sehr viel über kooperative und gemeinsame, gleichzeitige und parallele Arbeit an einem Projekt wertvolle Arbeitserfahrung sammeln.
planethero - from zero to hero! Zeig, dass du Gutes tust.
Team
Jan Beránek, Jessica Hansmann, Nathalie Rieger, Adelina Rrustolli
Betreuung:
Prof. Damian Gerbaulet