Problemstellung
Im (kreativen) Studium kommt es häufig zu Vergleichen mit anderen Studierenden, was schnell Ängste und Unsicherheiten auslösen kann. Unterschiedliche Vorkenntnisse führen dazu, dass Betroffene an ihren eigenen Fähigkeiten zweifeln. Eigene Leistungen werden oft abgewertet, während gleichzeitig die Angst besteht, als unqualifiziert entlarvt zu werden. Nicht selten entsteht so das Gefühl, nicht am richtigen Platz zu sein. Auf diese Weise kann das Imposter-Phänomen entstehen.
Hilfsangebote für das Imposter-Phänomen sind bislang entweder sehr allgemein und unspezifisch, stark therapeutisch ausgerichtet oder wirken steif und klinisch. Dadurch entsteht eine hohe Hemmschwelle sich mit diesen Angeboten auseinander zu setzen und diese langfristig zu nutzen.
Das Ziel und die Forschungsfrage
Vor diesem Hintergrund war es mein Ziel, eine Anwendung zu entwickeln, welche Studierenden in kreativ-gestalterischen Studiengängen mit dem Gefühl des Imposter-Phänomens hilft und den Weg der kreativen Entwicklung erleichtert.
Forschungsfrage:
„Wie kann ich eine Anwendung entwickeln, die Studierenden im Umgang mit dem Imposter-Phänomen hilft, dessen Auslöser minimiert und gezielt Studierenden dabei hilft, deren Studienverlauf zu erleichtern und zu unterstützen?“
Was ist das Imposter-Phänomen?
Das sogenannte „Hochstapler-Syndrom“ oder „Imposter-Phänomen“ (engl. Imposter Syndrome) beschreibt das wiederkehrende Gefühl, Anforderungen trotz objektiver Qualifikationen und Erfahrungen nicht gerecht zu werden. Betroffene erleben Zweifel an ihren Fähigkeiten, ein mangelndes Selbstvertrauen in ihre Kompetenzen sowie die Angst, als unqualifiziert entlarvt zu werden. Charakteristisch ist zudem der häufige Vergleich mit Anderen, wobei die eigenen Leistungen tendenziell abgewertet und die Erfolge anderer überschätzt werden. Diese Wahrnehmung beeinflusst oft die Herangehensweise an Projekte, die Arbeitsweise und kann sich negativ auf die Produktivität auswirken. Verwandte Problematiken sind unter anderem Prokrastination, Perfektionismus, Depressionen, Versagensangst, ein verschlechterter Gemütszustand, Selbstkritik und Isolation. Dieses psychologische Phänomen erfahren rund 70 % der Menschen mindestens einmal im Leben unabhängig von Geschlecht, Altersgruppe, Lebensabschnitt oder professionellem Arbeitsfeld. Das Phänomen ist in den verschiedenen Bereichen unterschiedlich stark vertreten und besonders häufig bei leistungsorientierten beziehungsweise leistungsstarken Personen zu beobachten.
Imposter-Typen
Das Imposter-Phänomen kann sich bei Betroffenen auf sehr unterschiedliche Weise äußern. Obwohl die gemeinsamen Gefühle von Zweifel, Angst vor Entlarvung und das Gefühl, den eigenen Erfolg nicht verdient zu haben, typisch sind, entwickeln Menschen individuelle Strategien, um mit diesen Unsicherheiten umzugehen. Persönliche Erfahrungen, Charaktereigenschaften, Erziehung und berufliche oder soziale Umfelder prägen, wie stark das Phänomen erlebt wird und in welchem Verhalten es sich zeigt. Daher lassen sich verschiedene Typen von Betroffenen unterscheiden, die auf unterschiedliche Muster zurückgreifen, um ihre vermeintliche Unzulänglichkeit zu kompensieren. Diese Typen verdeutlichen, wie facettenreich und individuell das Imposter-Phänomen sein kann.
Das Naturtalent
Personen des Typs „Naturtalent“ glauben, dass echte Kompetenz angeboren sein muss. Deshalb bewerten sie ihren Erfolg daran, wie leicht ihnen Aufgaben fallen. Wenn eine Aufgabe Zeit oder Übung erfordert, zweifeln sie sofort an ihren eigenen Kompetenzen. Herausforderungen und Lernprozesse werden nicht als Entwicklung, sondern als Schwäche angesehen
Perfektionist*in
Perfektionist*innen setzen sich extrem hohe Ziele und wollen immer die oder der Beste sein. Jede kleine Abweichung von ihrem Anspruch wird als persönliches Scheitern bewertet. Fehler werden überkritisch betrachtet und übergeneralisiert. Dieses Verhalten führt oft zu übermäßigem Leistungsdruck und dem Drang, immer noch mehr leisten zu müssen, was sogenannte „Superhelden-Tendenzen“ begünstigt.
Expert*in
Expert*innen legen ihren Wert stark darauf, was und wie viel sie wissen. Sie glauben, jede Aufgabe perfekt meistern zu müssen und keine Wissenslücken haben zu dürfen. Selbst kleine Fehler oder Unwissenheit empfinden sie als Versagen. Dieses hohe Anspruchsdenken führt zu ständiger Selbstüberprüfung und Angst, als inkompetent entlarvt zu werden.
Superheld
Superhelden definieren ihren Wert über Leistung, Produktivität und die Fähigkeit, viele Rollen gleichzeitig perfekt zu erfüllen. Sie neigen dazu, Überstunden zu machen, um sich selbst und anderen ihre Kompetenz zu beweisen. Scham entsteht, wenn sie ihre Aufgaben nicht so perfekt bewältigen, wie sie es sich vorstellen. Hilfe anzunehmen, wird oft als Schwäche empfunden, weshalb sie sich häufig überfordern.
Individualist*in
Individualist*innen glauben, alles alleine schaffen zu müssen. Hilfe zu suchen oder anzunehmen, empfinden sie als Zeichen von Schwäche und fehlender Kompetenz. Daher versuchen sie, sämtliche Aufgaben selbst zu bewältigen. Das führt häufig zu Isolation, Überforderung und verstärktem Leistungsdruck, da sie sich ständig beweisen wollen.
Imposter-Zyklus
Das Imposter-Phänomen zeigt sich nicht nur in einzelnen Gedanken oder Gefühlen, sondern oft in wiederkehrenden Verhaltensmustern, die als Imposter-Zyklus bezeichnet werden. Dieser Zyklus beschreibt, wie Betroffene immer wieder in dieselben Abläufe aus Zweifel, übermäßiger Anstrengung oder Aufschieben, kurzfristigem Erfolgserleben und erneuten Selbstzweifeln geraten. Der Mechanismus verstärkt sich mit jeder neuen Aufgabe, weil die Betroffenen ihre Erfolge auf Glück oder Zufall zurückführen, statt sie als Ausdruck ihrer eigenen Kompetenz anzuerkennen. So entsteht ein Teufelskreis, der das Gefühl, ein Hochstapler zu sein, weiter nährt.
Gestaltung
Für die Gestaltung der App stand eine ruhige, moderne und zugängliche Ästhetik im Fokus. Die serifenlose Schriftart Poppins wurde aufgrund ihrer klaren Geometrie und sehr guten Lesbarkeit auf kleinen Bildschirmen gewählt. Ihre neutrale Anmutung unterstützt eine professionelle, aber freundliche Wirkung und sorgt durch ihre Flexibilität für eine konsistente typografische Hierarchie.
Der Darkmode wurde bewusst eingesetzt, um visuelle Reize zu reduzieren und die Lesbarkeit bei längerer Nutzung zu verbessern. Ein dunkler Grauton bildet den Hintergrund, weiße Schrift sorgt für hohen Kontrast. Ein pastellgelber Akzentton hebt interaktive Elemente hervor, ohne das Design zu überladen. Drei zusätzliche Farben, Rot, Blau und Grün, kennzeichnen die Inhalte zu Imposter-Phänomen, Prokrastination und Perfektionismus gleichgewichtet und klar unterscheidbar.
Alle Icons wurden individuell gestaltet, um eine einheitliche Formensprache und hohe Wiedererkennbarkeit zu gewährleisten. Die reduzierte, lineare Gestaltung sorgt für visuelle Kohärenz und eine intuitive Navigation.
Der App-Name C-Spark wurde gewählt, weil er Kreativität, Inspiration und positive Energie vermittelt. Das „C“ steht für Begriffe wie create, creative oder change und betont den individuellen Gestaltungs- und Entwicklungsprozess der Nutzer. „Spark“ verweist auf den zündenden Funken einen Moment der Erkenntnis oder Motivation, der Veränderung anstößt. Zusammen soll der Name ausdrücken, dass die App als Begleiter auf Augenhöhe fungiert, der Menschen unterstützt, eigene Potenziale zu entdecken und ins Handeln zu kommen. Die Bildmarke zwischen „C“ und „Spark“, verstärkt diese Idee, indem sie visuell den Moment des Aufleuchtens symbolisiert.
Die App
Dasboard
Das Dashboard ist als zentrale Anlaufstelle der App gestaltet und verfolgt drei Hauptziele: Hemmschwellen zur Nutzung abbauen, personalisierte Inhalte bereitstellen und durch motivierende Impulse unterstützen. Es begrüßt die Nutzer*innen, zeigt anstehende Deadlines im Wochenkalender und bietet eine strukturierte Übersicht zur Planung. Darunter finden sich individuell zugeschnittene Empfehlungen zu App-Inhalten sowie tägliche positive Erinnerungen zur mentalen Unterstützung. Besondere Erfolge werden sichtbar gemacht, um das Selbstvertrauen zu stärken und eigene Fortschritte zu würdigen („Deine Erfolge!“). Insgesamt unterstützt das Dashboard die Nutzer*innen dabei, sich organisiert, bestärkt und verbunden mit der App und ihrem eigenen Lernprozess zu fühlen.
Stolpersteine
Im Bereich „Stolpersteine“ finden Nutzer*innen niedrigschwellige psychoedukative Inhalte, die typische Denkfehler und emotionale Hürden thematisieren. Zudem werden vier Werkezuege geboten zum Umgang mit dem Imposter-Phänomen und mit diesem verbundenen Problematiken. Diese sind Erfahrungsberichte zum Imposter-Phänomen von anderen Studierenden, Strategien zum Umgang und ein Test zu Imposter-Tendenzen und Imposter-Typen und einem KI-Chat für einen Persepektivwechsel. Dieser wandelt negative Gedanken in realistische beziehungsweise positive um.
Meine Projekte
Der Bereich „Meine Projekte“ unterstützt bei der Strukturierung kreativer Aufgaben und gibt Raum zur Reflexion.
Hier können Studierende ihre Studienprojekte festhalten, sortieren und durchsuchen. Die Darstellung als Karten mit Bild, Titel, Aufgaben-Ausschnitt und Abgabedatum sorgt für Übersichtlichkeit und erleichtert die visuelle Zuordnung. Neue Projekte lassen sich per Plus-Icon anlegen. Aktuelle Projekte stehen im Fokus, während abgeschlossene kompakter in einem Carousel angezeigt werden zur Reflexion, Inspiration oder fürs Portfolio. So unterstützt der Bereich sowohl Planung als auch Selbstorganisation.
Inspiration
Der Bereich „Inspiration“ bietet studienbegleitende Inhalte von anderen Studierenden, die den Studienalltag erleichtern und zur persönlichen Weiterentwicklung anregen sollen. Die Inhalte sind in vier übersichtliche Kategorien gegliedert: Üben, Ressourcen, Events und Wettbewerbe.
Die Inahlte unter „Üben“ bieten Ressourcen mit denen man die eigenen Fähigkeiten ausbauen kann. „Ressourcen“ bietet Inahlte die man während der Bearbeitung gebrauchen kann wie Mockups. „Wettbewerbe“ und „Events“ bieten Optionen zur Teilnahme an externen Angeboten, die sowohl der fachlichen Weiterentwicklung als auch der Vernetzung dienen können.
Filter- und Suchfunktionen unterstützen bei der Orientierung. Nutzer*innen haben die Möglichkeit, eigene Inhalte hochzuladen.
Community
In der „Community“ können sich Nutzerinnen austauschen. Dies geht über gepostete Beiträge und über vorgefertigte Chats. Diese Chats unterteilen sich in die drei Stolpersteine, die Studiengänge der Benutzerinnnen und relevante Themenbereiche im Studium.
Autorin
Marla Bethke
Betreuung
Prof. Damian Gerbaulet
Tobias Becker