0t1 steckt noch in den Kinderschuhen.

Quiet: The Power of Introverts in a World That Can't Stop Talking

Ohne Introvertierte hätten wir keine Relativitätstheorie, keinen Harry Potter, keine Klavierstücke Chopins, und auch die Suchmaschine Google wäre nie entwickelt worden.

Einführung

Wir leben heute in einer lauten Welt, einer extrovertierten Welt. Es ist besser aktiver als passiver, energischer als zurückhaltender, redefreudiger als Gesprächs fliehend, extrovertierter als introvertierter zu sein. In der Uni sind Menschen beliebter, die sich oft und gerne einbringen, auf der Arbeit Kollegen, welche offen für Smalltalk und Außerberufliche treffen sind und im Freundeskreis die, mit denen man auch groß Feiern gehen kann. Doch ist ein solcher extrovertierter Lebensstil wirklich besser als ein eher nachdenklicher und zurückhaltender, und warum sind introvertierte trotz allem so wichtig in unserer aktuellen Gesellschaft? Diese Frage hat sich auch Susan Cain gestellt und ihre Forschungen und Erfahrungen in ihrem Buch Quiet von 2013 festgehalten.

Susan Cain

Susan Cain erstes Buch wär Quiet welches wir behandeln. Sie ist 1968 in America geboren. Cain arbeitete sieben Jahre lang als Anwältin bei Cleary Gottlieb Steen & Hamilton und anschließend als Verhandlungsberaterin als Inhaberin und Leiterin von The Negotiation Company. Sie war Stipendiatin und Mitglied des Lehrkörpers/Mitarbeiters des Woodhull Institute for Ethical Leadership, einer gemeinnützigen Bildungsorganisation. Sie verließ ihre Karrieren im Wirtschaftsrecht und in der Beratung für ein ruhigeres Leben als Schriftstellerin zu Hause bei ihrer Familie, und verglich ihre Jahre als Anwältin an der Wall Street mit einer "Zeit in einem fremden Land"

Die Kraft der Introvertierten

Wir wollen in den weiteren Kapiteln die Entstehung, die Bedeutung und die Unterschiede der Extra- und Introversion besprechen. Wir werden mit einer Geschichte aus dem Buch von Susan Cain selbst beginnen.

Es geht um Laura, sie war eine Rechtsanwältin an der Wall Street und eine schüchterne Tagträumerin, die das Rampenlicht scheute und Aggressionen abneigt. Sie war zum Teil vor Seminaren so nervös, dass sie sich auf dem Weg dorthin übergeben musste. Nun ist sie sich nicht sicher, ob sie ihre Klienten so energisch vertreten kann, wie diese es erwarten. Eines Tages wurde Laura eine wichtige Verhandlung übertragen, hier handelte es sich um einen Industriebetrieb, welcher mit einem Bankdarlehen in Zahlungsverzug geraten ist und neue Konditionen aushandeln möchte. Auf der anderen Seite des Verhandlungstisches stehen also die Vertreter der Bank. Die Chefanwältin der Bank, welche eindeutig nicht zu den Schüchternen gehört, spricht energisch und laut. Auch wenn Laura mit sich hadert, weiß sie, dass sie als Introvertierte eigene einzigartige Verhandlungsfähigkeiten hat. Sie kann sich ruhig und bestimmt ausdrücken, denkt immer gut nach bevor die etwas sagt, und konnte viele Fragen stellen. Immer wenn ihr ein angeblich unverrückbarer Standpunkt vorgebracht wurde, versuchte Laura ruhig und konstruktiv vorzugehen. Es veränderte sich die ganze Stimmung im Raum und die Bänker stellten langsam ihren Redeschwall und Dominanzgehabe ein. Sie brachte einen der Bänker so aus der Fassung, dass er wütend den Raum verließ. Am Ende kam für beide Seiten eine akzeptable Einigung zustande. Die finanzielle Katastrophe war behoben und Laura konnte es sich zu Hause mit einem Buch gemütlich machen. Am nächsten Morgen bekam Laura ein Jobangebot von der Chefanwältin der Bänker, welche meinte: “Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so freundlich und gleichzeitig so bestimmt ist.”

Wir erkennen aus dieser Geschichte, dass auch der introvertierte und leise Weg in einer solchen lauten Welt Einfluss bringen kann, und mit seiner eigenen Art überzeugt. Diese Geschichte ist nicht nur irgendeine Geschichte einer Person, dies ist eine Lebensgeschichte von der Autorin selbst, ja Laura ist Susan Cain.

Wie entstand diese laute Gesellschaft überhaupt

Im folgenden Kapitel wollen wir die Unterschiede unserer Persönlichkeitstypen untersuchen und uns ansehen, wie sich unsere Gesellschaft in Relation zu diesen entwickelt hat.

Susan Cain unterscheidet zwischen der Extra- und Introversion und zeigt dessen Unterschiede auf. Während Extrovertierte eher aktiver, redefreudiger und auffälliger sind, halten sich Introvertierte mehr zurück, sind gerne allein und mögen keinen Smalltalk. Es gibt noch viele Unterschiede zu nennen, wichtig ist aber zu wissen, dass es ein fließender Wechsel zu introvertierten und extrovertierten Persönlichkeiten gibt. Wir Menschen unterscheiden uns in unserer Erziehung und Entwicklung stark genug, dass es keine feste Definition gibt, was ein Introvertierter genau macht oder wie er sich verhält. Ein Mensch kann introvertiert veranlagt sein, sich aber in Situationen anders verhalten als der typische Introvertierte. Es ist also ein fließender Übergang, trotz allem ist eine Tendenz und ein Verhalten zur Intro- oder Extraversion fast immer zu bestimmen.

Schon im englischen Buchtitel “The Power of Introverts in a World That Can't Stop Talking” hören wir, dass unsere aktuelle Gesellschaft laut und extrovertiert ist. Doch warum hat sich das so entwickelt? Im 20. Jahrhundert hat ein Wandel in unserer Gesellschaft stattgefunden. Wir sind von einer Charakter- zu einer Persönlichkeitsgesellschaft geworden. Es war nicht mehr nur die Leistung, sondern auch die Person dahinter wichtig. Es wurde immer wichtiger ein dominanteres, offeneres und extrovertierteres auftreten zu haben, damit man gesehen, respektiert und akzeptiert wird. Schon damals hat man versucht, in die Entwicklung der Kinder einzugreifen, damit sie sich möglichst extrovertiert entwickeln. Langsam entstand eine Messlatte der furchtlosen Selbstdarstellung, welche bis zum heutigen Tage nicht gesunken ist. Schon von 1970 bis 1990 ist die Anzahl der Menschen, die sich in Amerika als schüchtern einschätzen, von 40% auf 50% gestiegen. Es geht vielen nur noch darum im sozialen Kontakt oder den sozialen Medien gut rüberzukommen, soweit dass man sich verstellt und sich nicht mehr so zeigen möchte wie man ist. In einer solchen lauten Welt der schamlosen selbst Darstellung hat es niemand leicht, vor allem nicht die Introvertierten. Doch wie in der Lebensgeschichte von Susan Cain im ersten Kapitel, haben trotz allem die Introvertierten immer noch eine Stimme und sind für die Gesellschaft unabdingbar.

Susan Cain untermauert ihre These ebenfalls mit mehreren wissenschaftlichen Studien. Eine davon, mit der mutigen Frage “Sind Extrovertierte bessere Menschen?”. Hierfür zitiert sie eine Studie, welche sich mit den Gruppendynamiken von Intro und Extrovertierten beschäftigt hat. Diese Studie hat ergeben, dass für Außenstehende, welche einer Gruppe zuhören, die rede freudige Menschen in dieser Gruppe als klüger, sympathischer und besser aussehend eingeschätzt wurden, als die anderen Gruppenmitglieder. Genauso wurde erkannt, dass Gruppenmitglieder, die sich öfter einbringen oder mehr reden, auch öfter in der Gruppe gehört werden und damit zumindest passiv immer mehr Macht in der Gruppendynamik generieren. Dies kann zu dem Problem führen, dass sich mit mehr schlechte Ideen von Extrovertierten und weniger gute Ideen von Introvertierten beschäftigt wird (wenn wir von einem Gleichgewicht an guten und schlechten Ideen von Intro und Extrovertierten ausgehen). Dies ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, da es natürlich in einer Gruppendynamik für das effektive arbeiten essenziell ist einen antreibenden Faktor zu haben, zum anderen ist es aber auch gut mal aktiv zu reflektieren und eine Idee logisch durchzudenken, bevor sie vorgeschlagen wird. Wir sehen beide Seiten haben ihre Vor- und Nachteile, der Extrovertierte treibt die Gruppe an, aber bringt evtl. mehr undurchdachte oder schlechte Ideen ein, während der Introvertierte zwar seine Ideen besser reflektiert, aber dadurch mehr nachdenkt und sich weniger einbringt. Es haben also beide Seiten wichtige Faktoren, die sie in ihre Gruppe einbringen können, trotz allem ist es in unserer heutigen Gesellschaft das Privileg der Extrovertierten durch ihr aktiveres Auftreten positiver aufzufallen.

Unsere Biologie

Wir wollen uns im Folgenden damit beschäftigen, inwieweit wir unsere Persönlichkeitsmerkmale steuern können und ob unser Charakter Anlage oder Entwicklung ist.

Eine große Frage der Persönlichkeitsforschung ist immer noch, ob unsere Persönlichkeitsmerkmale angeboren und vererbbar sind? Jerome Kagan ein Psychologe, hat sich mit dieser Frage beschäftigt und geprüft, ob Temperament Schicksal ist. Seine langjährigen Forschungen, schon von der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hat ergeben, das, dass Temperament über die Lebenszeit stabil anhält. Dies würde bedeuten, dass ein Großteil unserer Persönlichkeit schon als Embryo entschieden ist. Jerome Kagan hat selbst von sich behauptet, er bräuchte nur 45 Minuten mit einem Neugeborenen und könnte bestimmen, welche Persönlichkeitsmerkmale es entwickelt. Seine Studie festigt er hier an der Ausprägung unseres Gehirns. Im limbischen Gehirn, welches für die Emotionen zuständig ist, liegt die Amygdala, welche für die Grundbedürfnisse wie Appetit, Sexualität aber auch Angst zuständig ist. Laut Kagan entwickeln sich Kinder und Menschen mit einer erregbareren Amygdala eher zur Introversion. Sie reagieren also stärker auf Reize. Doch lässt sich unsere Persönlichkeit wirklich nur auf unser Nervensystem reduzieren? Susan Cain fragte Kagan zur Recherche für ihr Buch, ob die Introversion auf Anlage oder Sozialisation beruht. Kagan meinte trotz seiner langen Forschung, es sei dasselbe, als würde man fragen: ob ein Schneesturm durch Temperatur oder durch Feuchtigkeit ausgelöst wird. Daraus lesen wir, dass Intro und Extraversion nicht auf Erziehung, Anlage oder Lebenssituation reduziert werden können, es sind alles Faktoren, die mit reinspielen, aber nur zusammen die letztendliche Persönlichkeit formen.

Wir haben nun viel über die Intro- und Extraversion gehört, und dass sie nicht nur Veranlagung ist. Da stellt sich die Frage, haben wir die Möglichkeit unsere Persönlichkeit zu kontrollieren. Können wir vielleicht auch beides sein? Ist es uns Menschen möglich, in der einen Situation extrovertiert und in der anderen introvertiert aufzutreten? Bei diesem Thema beschreibt Susan Cain die Person-Situation-Kontroverse. Dies Kontroverse spaltet sich in zwei Lager. Das erste Lager ist die Person-Seite, diese besagt, dass wir alle feste Persönlichkeitsmerkmale haben, die unseren Alltag stark beeinflussen und welche wir nicht ändern können. Das zweite Lager ist die Situations-Seite. Die Situations-Seite besagt es gibt kein Festes Selbst, unsere Persönlichkeit ist Situation abhängig. Das Theater-Phänomen, welches besagt, dass sich Menschen je nach Menschengruppe, mit der sie zusammen sind, anders verhalten, unterstützt diese zweite Theorie. Mann hat sich heutzutage im Großteil geeinigt, dass wir Menschen uns auf jeden Fall situationsbedingt immer etwas anders verhalten und anders auftreten, aber trotzdem eine feste dahinterstehende Persönlichkeitstendenz zur Extra- oder Introversion haben. Stützend zu diesem Thema hat Professor Brain Little eine Studie geleitet, welche überprüften sollte, ob es Menschen möglich ist ihre Persönlichkeit zu kontrollieren. Er hat herausgefunden, dass wenn uns Menschen etwas oder jemand wichtig ist, wir situativ es schaffen mit anderen Persönlichkeitsmerkmalen aufzutreten. Brain Little hat hier selbst seine eigenen Erfahrungen gemacht, obwohl er sich vor und nach großen Vorlesungen und Vorträgen aus Nervosität oft übergeben musste. Hat er es geschafft, da ihm die Lehre und seine Studenten so wichtig wahren mitreisende Vorträge zu halten. Es ist für jeden Menschen möglich mal aus sich herauszukommen oder sich vielleicht doch mal zurückzuhalten. Trotz allem sollten wir uns nicht zu sehr verstellen.

Was lernen wir?

Was lernen wir aus dem Wissen der letzten Kapitel und wie sollten wir am besten Miteinander umgehen? Wichtig zu verstehen ist, wie in vielen anderen Zwischenmenschlichen Dingen auch, “Gegensätze ziehen sich an”. Es ist nicht zu leugnen das sich Extro- und Introvertierte zu dem jeweils anderen hingezogen fühlen. Die eine Seite neigt dazu mehr zu reden, während die andere eher zuhört, die eine Seite ist eher Temperamentvoller und die andere Nachdenklicher. Sie ergänzen sich gegenseitig, allerdings entstehen bei Gegensätzen auch Spannungen. Vor allem wenn es um die Planung der gemeinsamen Zeit geht. Während die extrovertierte Hälfte, lieber rausgeht oder Kollegen zum Abendessen einlädt, wünscht sich die andere vielleicht nur einen ruhigen Abend zu Zweit oder möchte einfach nur die Gegenwart des anderen spüren. Hier kommt es schnell zu Reibungen und Streit. Ein Streit zwischen Extro- und Introvertierten fällt schnell in einen Teufelskreis. Während die introvertierte Seite dem Streit entflieht und sich nicht konfrontieren lassen möchte, steigert sich die extrovertierte Seite immer weiter rein, dieser Kreislauf zieht sich durch, wird immer extremer und hat schon für viele Scheidungen gesorgt. Also was dagegen tun? Die erste wichtige Lektion ist das Verstehen des Gegenübers und das hineinversetzen. Im zweiten Schritt das Verhalten entgegen seinen typischen Persönlichkeitsmerkmalen. Susan Cain benutzt in ihrem Buch eine schöne Geschichte aus dem Buch Wut von Carol Travis.

Diese Geschichte handelt von einer Kobra, welche gerne die vorübergehenden Dorfbewohner beißt, eines Tages überzeugt ein Swami (vergleichbar mit einem sehr weisen Mönch) die Kobra davon, dass es falsch ist, andere zu beißen. Die Kobra versprach, damit aufzuhören und hielt ihr Versprechen. Es fing an das die Dorfjungen keine Angst mehr vor ihr hatten und sie misshandelten. Geschwunden und blutig beschwerte sich die Kobra beim Swami, ob das der Lohn dafür sei, dass sie ihr Versprechen nicht bricht? Der Swami sagte nur “Ich habe dir gesagt du sollst nicht beißen, aber nicht gesagt das du nicht zischen sollst”.

Es ist oft so, dass sich unsere beiden Persönlichkeitstypen wie die Schlange verhalten, entweder sie beißen oder lassen mit sich alles machen. Aus diesem Verhalten muss bei einem Streit ausgebrochen werden. Die introvertierte Seite sollte auch mal wie die Schlange anfangen zu zischen und die extrovertierte Seite statt zu beißen mal ruhiger zu sein und wie die Kobra nur zischen. Damit wendet sich die Dynamik im Streit und es gibt keine richtige dominante Führung mehr, wodurch es für beide Seiten einfacher ist, sich in die andere Person hineinzuversetzen und ein Kompromiss zu finden. Der Extrovertierte versteht das sein Gegenstück, die Ruhe braucht um aufzutanken und Begegnungen und Smalltalk energieraubend sind, während die Introvertierten verstehen das ihr Gegenstück diese sozialen Kontakte eben braucht und sie im Austausch mit anderen neuen Energie und Motivation sammeln können. Es ist also wichtig seinen gegenüber zu verstehen, und sich vielleicht mal so zu verhalten wie er oder sie es täte.

Fazit

Als Fazit kann man sagen, wir leben in einer lauten Welt, in welche es die Introvertierten nicht einfach haben, trotz allem sind sie Weltverändernd in dieser Gesellschaft, wie wir in ein paar Beispielen dieser Zusammenfassung gesehen haben. Es ist am Ende wichtig, wie wir miteinander umgehen und auf die jeweils andere Persönlichkeit reagieren. Denn schlussendlich sind wir trotz unserer verschiedenen Persönlichkeitsmerkmale alle Menschen und alle doch ziemlich gleich.

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