Kodawari - Japanische Exzellenz: Kultur und Menschlichkeit als Wettbewerbsvorteil

In seinem Buch Kodawari analysiert Michael Okada, warum die deutsche Wirtschaftskultur trotz Effizienz oft an Tiefe verliert. Mit Einblicken in die japanische Kultur lädt er zu einem Perspektivwechsel ein, in der Haltung, Qualität, Menschlichkeit und Detailbewusstsein über reine Leistung gestellt werden:
Dem Kodawari.

Warum Kodawari?

Kodawari beschreibt eine japanische Geisteshaltung, die sich durch kompromisslose Liebe zum Detail, Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein auszeichnet. Es geht darum, selbst alltägliche Aufgaben mit größter Aufmerksamkeit und Wertschätzung auszuführen. Nicht aus Zwang, sondern aus innerem Anspruch an Qualität und Sinn.

Damit ist Kodawari der perfekte Titel für ein Buch, das die deutsche Arbeitskultur hinterfragt. Denn genau diese Defizite greift der deutsch-japanische Autor auf: den Verlust von Qualität und Menschlichkeit in westlichen Unternehmen.
Okada beschreibt, wie Menschen zunehmend als Kostenfaktoren betrachtet werden, deren Zeit als handelbares Gut dient. Das führt zu einer Kultur, in der Zahlen wichtiger sind als Menschen und Leistung nur noch über messbaren Profit definiert wird.

Er kritisiert die westliche Denkweise, die Wirtschaft als ein System von Zweckbeziehungen versteht. Der Kunde wird zum Umsatzbringer, der Mitarbeiter zur Ressource, die möglichst effizient funktionieren muss.
Das Resultat ist eine Ellbogengesellschaft, in der Hierarchien den Status sichern und „niedere Arbeiten“ abgewertet werden.

Okada sieht genau darin den Kern des Problems und ruft zu einem Perspektivwechsel auf.
Mit Beispielen aus der japanischen Kultur zeigt er ein Instrument auf, das zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden kann.
Darunter begegnen uns:

Bushidō - Die sieben Tugenden der Samurai

Der Ehrenkodex der Samurai, Bushidō, verkörpert Tugenden wie Loyalität, Aufrichtigkeit, Selbstdisziplin und Verantwortungsbewusstsein. Für Okada sind diese Werte kein Relikt der Vergangenheit, sondern die ethische Basis moderner Führung.

Erklärung Bushido - Menschlichkeit & Güte, Mut, Loyalität & Pflichtbewusstsei, Ehre, Höflichkeit & Etikette, Wahrheit & Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit

Okada kritisiert, dass heutige Managementmethoden oft in kurzfristigen Konzepten und Schlagwörtern stecken bleiben. Statt ständig neue Frameworks zu entwickeln, fordert er eine Rückkehr zu Charakter, Haltung und Pflichtgefühl. Wer führt, trägt Verantwortung, nicht nur für Ergebnisse, sondern für Menschen.

»Führung ist keine Gehaltserhöhung – Führung ist ein Signal.«
Michael Okada

Ikigai – Arbeit als Ausdruck des Lebenssinns

In Japan ist Arbeit weit mehr als nur Mittel zum Zweck. Sie ist ein Ausdruck innerer Werte und Teil des persönlichen Lebenssinns, des sogenannten Ikigai 生き甲斐.
Ikigai entsteht aus dem Zusammenspiel von vier Bereichen:

Erklärung Ikigai mit seinen Teilbereichen: Das zu tun was man liebt, was die Welt braucht, wofür man bezahlt wird, in was man gut ist

Dort, wo sich diese vier Felder überschneiden, liegt der Punkt, an dem Arbeit und Sinn miteinander verschmelzen. Arbeit wird dann nicht als Zwang empfunden, sondern als Beitrag zum Ganzen.

Ein Beispiel dafür ist das Café DAWN in Tokio: Hier bedienen Roboter die Gäste, gesteuert von Menschen, die aufgrund von Krankheit oder Behinderung nicht vor Ort arbeiten können. So entsteht Inklusion und Teilhabe.

Ikigai als Gesundheitsfaktor

Dass Sinn nicht nur glücklich, sondern auch gesund macht, zeigt die bekannte Ōsaki-Studie. Über sieben Jahre wurden mehr als 43.000 Japaner:innen zwischen 40 und 79 Jahren begleitet. Das Ergebnis: Menschen mit einem klaren Lebenssinn, einem Ikigai, lebten länger und waren psychisch stabiler.

Sinn ist damit kein Luxus, sondern eine lebensverlängernde Kraft .

Hier geht es zur Studie

Honne & Tatemae – Die Kunst der Balance

In Japan wird die Spannung zwischen Authentizität und sozialer Harmonie durch zwei Begriffe beschrieben:

Honne und Tatamae Erklärung: Honne bedeutet sprichwörtlich

In der westlichen Welt dominiert das Ideal des Einzelnen, während in Japan das Kollektiv im Vordergrund steht.
Michael Okada verdeutlicht das an zwei Beispielen aus der Wirtschaft:
Während Boeing-CEO David Calhoun trotz Milliardenverlusten 32 Millionen Dollar erhielt, verzichtete Nissan-CEO Makoto Uchida freiwillig auf die Hälfte seines Gehalts.
Die Botschaft: Wahre Größe entsteht im Wir, nicht im Ich.
Oder, wie Okada sagt:

»Es braucht mehr als einen einzelnen Menschen, um Großes zu schaffen.«
Michael Okada

Chadō (茶道) – Die Teezeremonie als Metapher der Perfektion

Ein zentrales Beispiel für das Denken hinter Kodawari ist die japanische Teezeremonie.

Die japanische Teezeremonie ist ein jahrhundertealtes Ritual, das Präzision, Achtsamkeit und Demut lehrt.
Okada nutzt diese Tradition als Metapher für Qualität, Achtsamkeit und geteilte Verantwortung.
Die Teezeremonie beginnt nicht mit dem Moment des Servierens. Sie ist ein Prozess, der sich über viele Hände und Schritte erstreckt: vom Bauern, der die Blätter pflückt, über den Handwerker, der die Schale formt, bis zur Person, die den Tee reicht.
Jeder dieser Schritte trägt zur Vollkommenheit des Ganzen bei: dem Wa.

Wa Harmonie Erklärung: Steht für Harmoni, Balance und soziale Verbundenheit.

Keine Arbeit ist unbedeutend, kein Beitrag gering.
Diese Haltung verdeutlicht, dass Exzellenz nicht durch Kontrolle entsteht, sondern durch Respekt vor jedem Glied der Kette. Ein Denken, das im Westen oft verloren gegangen ist.

Übertragen auf die moderne Arbeitswelt steht Chadō für:

  • Fokus statt Hektik

  • Qualität statt Quantität

  • Würde im Prozess statt bloßer Outputorientierung

Diese Haltung lässt sich auf viele Bereiche anwenden. Von der Produktentwicklung bis zum Kundenkontakt. Wer sich auf den Moment konzentriert, statt ständig dem „Mehr“ nachzujagen, schafft echte Exzellenz.

»Jeder Aspekt der Kundeninteraktion verdient bewusste Gestaltung.«
Michael Okada

Fazit

In einer Welt, die immer schneller und digitaler wird, erinnert Michael Okada daran, dass wahre Innovation dort entsteht, wo Achtsamkeit, Empathie und Qualität gelebt werden.
Er mahnt jedoch, Japan nicht zu idealisieren, denn starker Leistungsdruck und Konformität führen auch dort zu Problemen wie Überarbeitung und fehlender Individualität.
Seine Botschaft: Wir müssen Japan nicht kopieren, sondern lernen, Haltung mit Kreativität zu verbinden, denn echter Fortschritt entsteht, wenn Menschlichkeit und Exzellenz zusammenfinden.

»Diese Reise hat uns gezeigt, dass die wertvollsten Erkenntnisse oft in den Zwischenräumen liegen.«
Michael Okada

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