0t1 steckt noch in den Kinderschuhen.

Johann Hari - Stolen Focus

Johann Hari - Stolen Focus: Why You Can’t Pay Attention - And How To Think Deeply Again

Wovon handelt das Buch?

In dem Buch untersucht der Autor Johann Hari die Ursachen, Folgen & Lösungen für die mangelde Konzentrationsfähigkeit. Hierbei bezieht er sich auf zahlreiche Interviews mit angesehenen Wissenschaftlern, Forschern und Studien. Die Untersuchung wird mit einem Selbstversuch begleitet, bei dem der Autor einen 3-monatigen Entzug von Online-Medien durchführt und dabei eine erstaunliche Entwicklung durchlebt.

Einführung

Der Autor Johann Hari beobachtet die Leute in seiner Umgebung. Er bemerkt wie schnell die Leute und er selbst sich ablenken lassen. In Paris beobachtet er, wie die Touristen sich drängeln, um ein Selfie mit der Mona Lisa machen und sofort weiter ziehen. Kein einziger betrachtet das Gemälde länger als ein paar Sekunden. Sein Patenkind Adam ist besonders stark von der Problematik betroffen.

Die Art und Weise, wie wir leben hat sich verändert. Wir leben in einem System, welches jeden Tag Säure auf unsere Aufmerksamkeit gießt und uns dann sagt, dass wir selbst Schuld sind und unsere Gewohnheiten ändern sollen. Es sind 12 tiefgreifende Kräfte am Werk, welche unserer Aufmerksamkeit schaden. Nur wenn wir sie verstehen, können wir das Problem verringern.

Johann Hari entscheidet sich, einen 3-monatigen digitalen Entzug zu unternehmen und nimmt sich hierfür ein kleines Zimmer an einem Strand in Provincetown. Sein Ziel: Ein Blick auf die Veränderung werfen, die wir alle auf nachhaltigere Weise vornehmen können.

Schwindende Aufmerksamkeit

In einer Langzeitstudie wurde festgestellt, dass unsere kollektive Aufmerksamkeitsspanne immer kürzer geworden ist. Allerdings ist das nicht erst seit der Geburt des Internets der Fall, sondern schon viel länger. Zwar hat das Internet den Trend rapide beschleunigt, das Entscheidende ist jedoch, dass wir mit Informationen überflutet werden. Wir erleben eine schnellere Erschöpfung unserer Aufmerksamkeitsressourcen und opfern die Tiefe in alle möglichen Dimensionen. All die Dinge die eine tiefe Aufmerksamkeit erfordern, leiden darunter und es zieht uns mehr und mehr an die Oberfläche.

Wir erleben eine schnellere Erschöpfung unserer Aufmerksamkeitsressourcen und opfern die Tiefe in alle möglichen Dimensionen. All die Dinge, die eine tiefe Aufmerksamkeit erfordern, leiden darunter und es zieht uns mehr und mehr an die Oberfläche.

Johann Hari bemerkte während seinem digitalen Entzug in Provincetown eine bedeutende Veränderung. Er fühlte sich besser weil er nur so viele Informationen aufnahm, wie er verarbeiten konnte. Er tranks aus einem Wasserglas, statt aus einem Feuerwehrschlauch.

Multitasking

Prof. Earl Miller (Gehirnforscher) fand heraus, dass unser Gehirn sich nur auf 1 oder 2 Gedanken gleichzeitig konzentrien kann. Das liegt an der grundlegenden Struktur des Gehirns. Wer glaubt mehrere komplexe Aufgaben gleichzeitig erledigen zu können, der jongliert in Wahrheit. Das bedeutet, er schaltet zwischen den Gedanken hin und her, und das hat seinen Preis:

  1. Umschaltkosteneffekt: Beim Umschalten müssen wir uns immer wieder neu auf eine Sachen konzentrieren und das braucht Zeit.
  2. Pusch-Effekt: Wann man von einer Aufgabe zur nächsten Aufgabe wechselt, muss das Gern ein wenig zurückspulen um dort weiterzumachen, wo es aufgehört hat. Das kann unser Gehirn jedoch nicht perfekt und es können sich Fehler einschleichen.
  3. Kreativitätsverlust: Wenn wir unserem Gehirn die Zeit lassen, die es braucht, wird es automatisch an alles denken, was es aufenommen hat. Es wird beginnen, neue Verbindungen zwischen diesen Dingen herzustellen und Ideen zu generieren.

Wenn man also viel Zeit damit verbringt, zwischen verschiedenen Dingen hin und her zu wechseln, wird man nachweislich langsamer, macht mehr Fehler, ist weniger kreativ und erinnert sich an weniger von dem, was man tut.

Unser Gehirn ist wie ein Nachtclub, an dessen Eingang ein Türsteher steht. Der Türsteher filtert Reize wie Lärm heraus, um kohärent über eine Sache nachdenken zu können. Heute allerdings wechselt unser Gehirn wie nie zuvor die Aufgaben und ist gezwungen hektischer zu filtern.

Johann konzentrierte sich in Provincetown längere Zeit auf eine Sache. Er respektierte die Grenzen seines Geistes und erhielt enormen Schub geistiger Kapazität. Er hatte endlich das Gefühl aus dem Wahnsinn herausgekommen zu sein. Er lebte in einer Welt des Monotaskings ohne mentalen Druck des Umschaltens und Filterns.

Flowzustand

In der dritten Woche macht Johann eine Phase durch, in der er sein Smartphone vermisst. Der Entzug hatte ein Vakuum hinterlassen, welches gefüllt werden musste.

Skinner - auch bekannt unter der Skinner-Box, manipulierte Tiere wie Tauben und Hasen, indem er sie dafür belohnte, eine bestimmte Handlung auszuführen. Wir Menschen können ebenfalls auf jede beliebige Weise umprogrammiert werden. Instagram übernahm die Kerntechniken von Skinner, in dem es uns mit Herzen belohnt, wenn wir ein Selfie hochladen.

Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi untersuchte, ob Skinner Recht hatte. Er beobachtete Künstler, deren Aufmerksamkeit tief auf die Kunst fokussiert war. Nachdem das Bild fertiggestellt war, zeigten sie es nicht den anderen, um Belohnung und Lob dafür zu bekommen, sondern widmeten sich dem nächsten Bild. Das, was die Künstler antreibt, ist der Prozess des Malens Selbst: der Flowzustand.

Der Flowzustand ist ein Zustand, in dem man so sehr in etwas vertieft ist, dass man jedes Gefühl für sich selbst verliert und die Zeit vergisst. Also eine echte und tiefe Form der menschlichen Aufmerksamkeit.

Um einen Flowzustand zu erreichen, müssen diese drei Voraussetzungen erfüllt werden:

  1. Ein klar definiertes Ziel setzten, denn der Flow kann nur im Monotasking entstehen. Ein Beispiel wäre: "Ich möchte jetzt diese Leinwand bemalen."
  2. Eine Aufgabe wählen, welche eine Bedeutung für dich hat. Es muss eine Beschäftigung sein, für die du dich persönlich interessierst.
  3. Eine Aufgabe wählen, welche an der Grenze deiner Fähigkeit liegt, jedoch nicht überschreitet. Ist das Ziel zu leicht, schaltet man schnell auf Autopilot. Ist das Ziel zu schwer, ist man überfordert und kommt nicht in den Flow.

Um ein gutes Leben zu führen, reicht es nicht aus, das zu beseitigen was falsch ist. Wir brauchen ein positives Ziel, warum sollten wir sonst weitermachen? Wir versuchen uns von Ablenkungen zu befreien und Runterzukommen, indem wir vor dem Fernseher zusammenbrechen. Aber wenn wir uns nur von Ablenkung lösen um uns auszuruhen – nicht durch ein positives Ziel ersetzten, welches wir anstreben, werden wir früher oder später immer wieder zur Ablenkung zurückkehren. Der wirkungsvolle Weg aus der Ablenkung besteht darin, seinen Flow zu finden.

Der wirkungsvolle Weg aus der Ablenkung besteht darin, seinen Flow zu finden.
Johann Hari

Gedankenwandern

Johann nahm sich vor, in der Offline-Zeit produktiv zu sein und konzentriert zu sein, Bücher zu lesen und zu schreiben. Doch seine Gedanken wanderten umher und er empfand dies als nicht produktiv.

Nicht aufmerksam zu sein, bzw. seine Gedanken schweifen zu lassen hatte lange Zeit einen negativen Ruf. Es wurde behauptet, dass das Gehirn beim Gedankenwandern nichts tut. Neurowissenschaftler Marcus Raichle entwickelte 1980 den PET-Scan und untersuchte, dass die Aktivität im Gehirn beim "Nichts tun" nicht schwindet, sondern auf einen andern Teil des Gehirns verlagert wird. Er nannte diesen Bereich das "Standardmodus-Netzwerk".

Was passiert beim Gedankenwandern?

  1. Man macht sich ein Bild von der Welt
  2. Wenn die Gedanken abschweifen, fangen wir an, neue Verbindungen zwischen den Dingen herzustellen, was oft zu Lösungen für Ihre Probleme führt.
  3. Man unternimmt eine geistige Zeitreise, bei der man die Vergangenheit verarbeitet und sich Gedanken über die Zukunft macht.

Gedankenwandern ist also nicht das Gegenteil von Aufmerksamkeit, sondern eine wichtige Form des Denkens. Das Standard-Netzwerk bietet uns die Möglichkeit, Ideen zu entwickeln und langfristige Zeile für uns zu finden. Doch durch all die digitalen Unterbrechungen und die reizüberflutete Umgebung, welche uns von einer Ablenkung in die nächste führt, wird unser Standard-Netzwerk unterdrückt.

Wie Technik uns manipuliert

Kostenlose oder günstige Technologien wie Google Maps oder die Sozialen Netzwerke ermöglichen es den Anbietern, durch das Sammeln von Daten eine "Voodoo-Puppe", ein Abbild des Nutzers zu erstellen. In diesem Profil werden personenbezogene Daten gesammelt und dann an den meistbietenden verkauft. Um an diese Daten zu kommen und den Nutzer möglichst viel Werbung zeigen zu können, ist es von großem Interesse für die Firmen, Nutzer möglichst lange auf ihrer Seite zu halten. Dabei wird eine Schadhafte nutzung der Anwendung für den Nutzer in Kauf genommen und gefördert.

Programme werden bewusst von den klügsten Köpfen der Welt so gestaltet, dass sie unsere Aufmerksamkeit maximal erregen und zu halten. Ein Algorithmus analysiert unsere Interaktionen und findet heraus, was uns dazu bringt, hinzuschauen und engagiert zu bleiben. Dabei wird jedoch auch die Negativitätsvoreingenommenheit des Menschen ausgenutzt. Studien zeigen, dass wir tendenziell länger auf negative und abscheuliche Inhalte starren. So kann es schnell passieren dass der Algorithmus empörendes Material und Fake News verbreitet.

Ein digitaler Entzug ist nicht die Lösung. Zu sagen, die Lösung liege in erster Linie in der persönlichen Enthaltsamkeit, würde das Problem nur auf den Einzelnen abwälzen, während es in Wirklichkeit die Veränderungen in der Umwelt sind, die den Unterschied ausmachen werden.
James Williams

Die Existenz dieser digitalen Voodoo-Puppe und die Manipulation unserer Aufmerksamkeit sollten uns zum Nachdenken anregen. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, wie unsere Daten verwendet werden und wie Algorithmen uns beeinflussen können. Es liegt an uns, unsere Online-Erfahrungen bewusst zu gestalten und kritisch zu hinterfragen, was wir konsumieren und teilen. Wie James Williams sagt, kann es jedoch nicht allein die Verantwortung des einzelnen sein, sich gegen die Technikgiganten zu wehren. Schädliche Praktiken der Sozialen Netzwerke müssen von der Politik reguliert werden.

mobilephone with many notifications

Was können wir tun?

Der israel-amerikanische Tech-Designer Nir Eyal ist der Meinung, dass wir nicht an die Gewohnheiten gebunden sind. Die Gewohnheiten können unterbrochen werden. Er empfiehlt die Benachrichtigungseinstellungen auf dem Smartphone zu ändern, damit wir nicht mehr von Apps unterbrochen werden und uns besser konzentrieren können. Wir sollten alle Apps auf unserem Smartphone löschen, welche unsere Konzentration unterbrechen. Und wenn wir einige Apps doch behalten wollen, dann sollen wir im Voraus planen, wann und wie viel Zeit wir auf der App verbringen wollen.

Alle neuen iPhones verfügen über eine Option, mit der man sich anzeigen lassen kann, wie viel Bildschirmzeit man an diesem Tag und in dieser Woche verbracht hat. Außerdem verfügt es über eine "Nicht Stören"-Funktion, mit der man eingehende Nachrichten blockieren kann.

Wir können eine Gewohnheit ändern, indem wir den inneren Auslöser verstehen und dafür sorgen, dass es eine Art Unterbrechung zwischen dem Impuls, ein Verhalten auszuführen, und dem Verhalten selbst gibt.
Nir Eyal

Dabei lässt Nir Eyal jedoch die Tatsache beiseite, dass es für ihn sehr bequem ist, wenn wir uns alle selbst die Schuld geben, anstatt die tieferen Probleme anzugehen - schließlich hängt sein Einkommen von der Tech-Industrie ab. Die Wahrheit ist, dass es für alle anderen nicht so einfach ist, das zu tun, was er getan hat. Wir können versuchen uns selbst zu kontrollieren, aber auf der anderen Seite des Bildschirms sitzen tausend Ingenieure, die gegen uns arbeiten.

Das Problem muss an der Wurzel gepackt werden. Wenn wir uns vorstellen, jeder von uns müsste jeden Monat 50 Cent für die Nutzung von Facebook bezahlen, was würde dann passieren? Plötzlich würde Facebook nicht mehr für Werbekunden arbeiten, nein, es würde für uns arbeiten. Es würde zum ersten Mal herausfinden, was uns glücklich macht, um es uns zu geben - anstatt herauszufinden, was die Werbetreibenden glücklich macht und wie sie uns manipulieren können, damit wir es ihnen geben.

Stress, Schlafmangel, Konzentrationsstörung - ein Teufelskreis

Stress, Schlaflosigkeit und Konzentrationsmangel sind eng miteinander verbundene Phänomene. Laut aktuellen Studien leiden etwa 40% der Amerikaner an chronischem Schlafmangel, was eine drastische Auswirkung auf die Konzentration hat. Schlafmangel ist bekannt dafür, die Konzentrationsfähigkeit stark zu beeinträchtigen. Wenn der Körper nicht genügend Ruhe bekommt, führt dies zu einer Reduzierung der kognitiven Funktionen. Die Fähigkeit, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, Informationen zu verarbeiten und Probleme zu lösen, wird erheblich beeinträchtigt.

Ein Teufelskreis entsteht, wenn Schlafmangel die Konzentration stört, dies zu Stress führt, und Stress wiederum den Schlaf negativ beeinflusst. In einer Umfrage gaben 48% der Befragten an, dass Stress die Hauptursache für ihre Konzentrationsprobleme wäre. Stress aktiviert das sympathische Nervensystem, was zu einer andauernden Alarmbereitschaft führt. Der Körper scannt ständig das Umfeld nach möglichen Gefahren ab, daher ist es dann schwierig den Fokus auf eine bestimmte Aufgabe zu halten.

Es ist wichtig zu erkennen, dass der Zusammenhang zwischen Stress, Schlaflosigkeit und Konzentrationsmangel eine komplexe Wechselwirkung ist. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, sollten Maßnahmen ergriffen werden, um sowohl den Stress zu reduzieren als auch einen gesunden Schlaf zu fördern. Entspannungstechniken wie Meditation oder Atemübungen können helfen, Stress abzubauen und den Schlaf zu verbessern. Eine ausgewogene Lebensweise mit regelmäßiger körperlicher Aktivität, einer gesunden Ernährung und ausreichend Ruhezeit kann ebenfalls dazu beitragen, den Kreislauf von Stress, Schlaflosigkeit und Konzentrationsmangel zu durchbrechen und zu einer verbesserten mentalen Leistungsfähigkeit zu führen.

sleepy dog

ADHS in der modernen Gesellschaft

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) ist ein weit verbreitetes Phänomen, das von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Ein interessanter Aspekt ist, dass nicht nur Menschen, sondern auch Tiere ohne artgerechte Haltung ADHS-Symptome entwickeln können. Eine alarmierende Statistik besagt, dass rund 50% der amerikanischen Zoos psychiatrische Medikamente verwenden, um Verhaltensprobleme bei ihren Tieren zu behandeln. Dies zeigt, dass Umwelt- und Lebensbedingungen eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von ADHS spielen.

Die moderne Gesellschaft steht im Konflikt mit der menschlichen Natur. Wegen der Hektik und Reizüberflutung durch die Umwelt, wird die Aufmerksamkeit der Menschen überfordert. Dadurch wird die Warscheinlichkeit erhöht, ADHS-Symptome zu entwickeln. In den letzten Jahren hat es einen signifikanten Anstieg der Diagnosen von ADHS gegeben. Berichten zufolge sind rund 13% der US-Bevölkerung betroffen. Während eine genetische Komponente bei ADHS eine Rolle spielt, wurden große Fortschritte durch die Identifizierung und Entfernung von Störfaktoren sowie bei therapeutischen Ansätzen erzielt. Dies bedeutet, dass es Möglichkeiten gibt, die Symptome von ADHS zu lindern und den betroffenen Personen eine verbesserte Lebensqualität zu ermöglichen. Der Autor gibt mehrere Beispiele, in denen Kinder und Jugentliche durch Umweltfaktoren ADHS-Symptome entwickeln welche durch das Entfernen der Störfaktoren und eine therapeutische Behandlung wieder gelöst werden. Auch das erfahren traumatischer Erlebnisse, vorallem in jungen Jahren verursacht eine um das 32,6-fache erhöhte Wahrscheinlichkeit, eine Aufmerksamkeitsstörungen zu Entwickeln.

Kinder, Erziehung und das Schulsystem

Das Konzept des freien Spiels hat eine herausragende Bedeutung für das Erlernen wichtiger Kompetenzen. Dazu zählen intrinsische Motivation, Empathie, Interaktion, Durchsetzungsvermögen, Geduld und Frusttoleranz. Durch freies Spiel haben Kinder die Möglichkeit, ihre eigenen Interessen zu erkunden, ihre Kreativität zu entfalten und ihre Fähigkeiten auf spielerische Weise zu entwickeln. Schon in der frühen Erziehung wird das Erlernen dieser Kompetenzen vernachlässigt. Im Gegensatz zu früher haben Kinder heute kaum noch die Möglichkeit unbeaufsichtigt mit anderen Kindern zu Spielen und so ihre Sozialen Skills zu verfeinern. Auch im heutigen Schulsystem wird oft ein großer Schwerpunkt auf standardisierte Tests und Lehrpläne gelegt, die wenig Raum für individuelle Interessen und Entfaltung bieten. Der Fokus liegt häufig auf dem Absolvieren von Prüfungen, anstatt den Schülern die Möglichkeit zu geben, durch freies Spiel und eigenständiges Lernen wichtige Kompetenzen zu erwerben.

Alternative Schulsysteme, die das Konzept des freien Spiels betonen, haben sich als erfolgreich erwiesen. In solchen Schulen wird den Schülern erlaubt, ihren eigenen Interessen nachzugehen und ihre Lernzeit selbst zu gestalten. Dadurch entsteht eine größere intrinsische Motivation, da die Schüler aktiv in den Lernprozess einbezogen werden und sich mit den Themen beschäftigen, die sie wirklich interessieren. Dadurch können sie ein tieferes Verständnis entwickeln und ihr Wissen besser anwenden. Die Absolventen dieser Schulen weisen oft eine höhere Neigung zum Studieren oder eine bessere Anpassung an den Berufseinstieg auf. Indem sie ihre Interessen erkunden und ihre Stärken entwickeln durften, haben sie eine solide Grundlage für ihre zukünftige Bildung und Karriere geschaffen.

Konzentration im Arbeitsalltag

In der heutigen Arbeitswelt besteht oft eine Diskrepanz zwischen den Stunden, in denen tatsächlich konzentriert gearbeitet wird und der herkömmlichen 8-Stunden-Arbeitszeit. Studien zeigen, dass Mitarbeiter im Durchschnitt nur etwa 3 Stunden pro Tag wirklich produktiv und konzentriert Arbeiten. Der Rest der Zeit wird durch Unterbrechungen, Ablenkungen und ineffiziente Arbeitsweisen aufgebraucht.

Angesichts dieser Erkenntnisse haben Unternehmen vermehrt Experimente mit der Einführung der 4-Tage-Woche durchgeführt. In solchen Modellen arbeiteten Mitarbeiter nur an vier Tagen in der Woche, unter der Voraussetzung, dass die Produktivität nicht eingeschränkt wird. Die zusätzliche freie Zeit ermöglicht es den Mitarbeitern, sich zu erholen, ihre persönlichen Interessen zu verfolgen und ihre Work-Life-Balance zu verbessern. Darüber hinaus haben Unternehmen, die die 4-Tage-Woche implementiert haben, oft eine Verringerung der Krankmeldungen festgestellt. Die Mitarbeiter fühlten sich weniger gestresst und ausgebrannt und sind bei der Arbeit motivierter. Dies führte zu einer besseren psychischen und physischen Gesundheit der Mitarbeiter und reduziert die Fluktuation im Unternehmen.

Die Erfolge von Experimenten mit der 4-Tage-Woche legen nahe, dass traditionelle Arbeitszeitmodelle überdacht und an die heutigen Bedürfnisse und Erkenntnisse angepasst werden sollten. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass schon die Einführung der 5-Tage-8-Stunden-Woche nicht ohne Widerstand erfolgte. Jahrzehntelange Streiks und Arbeitskämpfe waren notwendig, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und eine kürzere Arbeitswoche zu erreichen. Es bleibt zu hoffen, dass die Einführung der 4-Tage-Woche auf weniger Widerstand trifft.

people in office

Fazit

Das Buch beleuchtet eine Thematik, die in der heutigen Gesellschaft jeden betrifft. Dabei zeigt es sehr gut die vielen verschiedenen Facetten auf, die im Zusammenhang mit dem modernen Aufmerksamkeitsproblem stehen. Mit hochwertigen Informationen wird über Probleme aufgeklärt, die durch die Ablenkung des Medienjungles im Alltag gerne übersehen werden. Dabei geht es dem Autor nicht darum, die sozialen Medien oder andere Ursachen für den Mangel an Fokus zu verteufeln, sondern durch Aufklärung und konstruktive Lösungsansätze das gesellschaftliche Bewusstsein zu erweitern und die Aufgabe der Lösung des Problems von der Einzelperson auf die Gesellschaft zu übertragen.

Durch den Wechsel zwischen eigenen Erfahrungen, Expertenwissen und ergreifenden Realbeispielen wird für ein abwechslungsreiches Leseerlebnis gesorgt, das immer wieder durch kleine Anekdoten aufgelockert wird. So schaffte es John Hari selbst, die durch zu viel Medienkonsum angeschlagene Aufmerksamkeit des modernen Lesers zu halten und diese sogar durch leicht anwendbare Tipps zu verbessern. Für jeden, dem es schwerfällt, sein Handy beiseitezulegen und sich wie früher wieder in ein Buch oder ein anderes vergessenes Hobby zu vertiefen, ist das Buch eine klare Leseempfehlung.


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