0t1 steckt noch in den Kinderschuhen.

Drei Fragen - Jorge Bucay

Jeder von uns hat im Leben schon über die drei Lebensfragen nachgedacht. Wer bin? Wohin gehe ich? Und mit wem? Der Autor beschäftigte sich ausgiebig mit diesen Fragen. Als Therapeut setzt er sich mit der persönlichen Entwicklung des Menschen auseinander. Das Buch soll als Hilfestellung verstanden werden, für diejenigen, die nach Antworten suchen.

Wer bin ich?


Die Allegorie der Kutsche

Jeder Mensch ist zu Beginn mit einer Kutsche ausgestattet oder einem Körper. Der Körper bewegt sich von alleine jedoch nicht und blickt aus dem Fenster der Kutsche auf die immergleichen Hausfassaden wird dies schnell öde. Was hierzu fehlt sind die Pferde, die Triebe und Wünsche. Diese bringen dich voran. Auf sich alleingestellt neigen die Pferde jedoch willkürlich umher zu irren. Der Weg mag steinig sein oder man findet sich an unschönen Orten wieder. Es fehlt der Kutscher, der Verstand. Er führt die Pferde und kümmert sich um diese. Jeder von uns ist sowohl die Kutsche, die Pferde als auch der Kutscher. Man darf keines der Drei vernachlässigen und sich wundern, warum man im Leben stehen bleibt.

„Einen hohen Anteil aller unserer im Laufe des Lebens erworbenen Kenntnisse verdanken wir der Vermittlung durch unsere Eltern.“

Doch uns Menschen macht mehr aus als unseren Körper, den Trieben und dem Verstand. Uns formt die Erziehung. Dabei unterscheidet man drei Lernarten.

  • die formale Erziehung: Anweisungen, Ratschläge, Empfehlungen, Belohnungen und Bestrafung
  • wortlose Kommunikation und Nachahmung der Vorbilder: Mimik, Gestik, Bewegung
  • geerbtes Genmaterial

Die drei Drittel des Lebens

Das Leben lässt sich allgemein und schematisch in drei Teile gliedern. Je nachdem sind verschiedene Lerninhalte von Bedeutung. Der Autor erklärt dies anhand einer Parabel über das Anpflanzen von Gemüse.

1. Drittel zur Bereitung des Bodens

  • in der Kindheit und Adoleszenz
  • körperliche und geistige Entwicklung
  • Stabilität und Sicherheit
  • Bildung der eigenen Identität

2. Drittel für Aussaat, Keimen und Wachstum

  • Jugend und Erwachsenalter
  • Entfaltung und Aus-sich-Herausgehens
  • Verwirklichung der Person
  • Verantwortung für das eigene Leben

3. Drittel für die Pflege der Frucht und das Einbringen der Ernte

  • Erwachsenalter
  • eigener Taten bewusst werden
  • verantwortungsbewusstere, hingebungsvollere Handlungen mit größerem Weitblick

Abhängigkeit

„ .. den eigenen Augen nicht trauen und uns nur durch den Blick oder die Einschätzung anderer erkennen .. “

Ein Hinderniss auf der Reise des eigenen Leben können Abhängigkeitsverhältnisse sein. In der modernen Psychologie werden diese als "koabhängige Beziehungen" bezeichnet. Hierbei verweigern Individuen selbstständig zu sein und begeben sich in eine Abhängigkeit mit einem anderen Menschen. Dieses Verhalten kann durch Eltern in der Kindheit unterstützt werden. Durch übermäßiges Behüten der Kinder wird dies begünstigt. Die jungen Erwachsenen bilden keine eigene Meinung und Identität aus, sondern handeln nach den Wünschen der Eltern und später des Partners oder der Freunde.

Die Arten der Abhängigkeit

Die intellektuell Abhängigen

  • wollen nicht über die eigenen Entscheidungen nachdenken
  • vor jeder Entscheidung bilden sie ein Beratungskommitee oder konsultieren Menschen,die sich scheinbar mit dem Themengebiet besser auskennen

Die emotional Abhängigen

  • angewiesen auf Liebesbekundungen von Anderen
  • eigenes Selbstbild und Selbstwert wird von Anderen definiert

Die moralisch Abhängigen

  • treffen eigene Entscheidungen
  • brauchen andere Menschen, die ihnen versichern, ihre Entscheidungen seienrichtig
„Die unumstößliche Wahrheit, die uns der art traurig macht, lautet, dass man immer, und zwar wirklich IMMER, auch ohne den anderen leben kann.“

Die Selbstabhängigkeit (Autodependenz)

Die Lösung aus der Abhängigkeit scheint simpel. Ich werde von anderen unabhängig, indem ich nur von mir selbst abhängig bin. Jedoch genügen wir Menschen uns nicht vollkommen selbst. Wir brauchen Mitmenschen und sind in gewisser Weise von ihnen abhängig.

„Ich weiß, dass ich mir in gewissen Situationen nicht selbst genüge, denn ich bin mir meiner Beschränkungen und meiner Bedürftigkeit bewusst, aber um diese Beschränkungen und um diese Bedürfnisse kümmere ich mich stets selbst.”

Ein konkretes Beispiel zur Selbstabhängigkeit:

Nehmen wir an eine junge Frau schaut in ihrer Freizeit gerne Filme im Kino. Nun ist ein neuer Film erschienen, den sie sich gerne ansehen möchte. Jedoch möchte sie nicht alleine ins Kino und fragt deshalb ihre Schwester. Diese hat auf den besagten Film keine Lust und möchte stattdessen etwas anderes tun. Anstatt die Schwester zu zwingen mit ihr ins Kino zu gehen, fragt sie eine Freundin, ob diese Lust hat. Die junge Frau ist sich ihres Bedürfnis bewusst den Film zu sehen. Sie ist nicht zwingend abhängig von ihrer Schwester, denn es gibt noch andere Personen in ihrem Umfeld.

Die Liebe zu mir selbst oder gesunder Egoismus

“Verzichte ich darauf, der Mittelpunkt meiner Welt zu sein, so wird irgendjemand anders diesen Raum einnehmen.”

Der gesunde Egoismus ermöglicht es sich auf sich selbst in erster Linie zu fokussieren und kennenzulernen. Er soll die Freiheit bringen zu entscheiden, wer man ist und sein möchte, unabhängig von der Meinung anderer. Das bedeutet nicht, dann man die Personen in seinem Leben nicht wertschätzt oder sie weniger liebt. Es beudetet nicht, nichts zu Teilen oder darin keine Freude zu finden, aber die Handlungen und die Energie bringt man in erster Linie für sich selbst auf.

„Der, der ich heute bin, stimmt nicht unbedingt mit dem überein, der ich einmal war, ..”

Sich selbst zu kennen ist eine Aufgabe fürs Leben. Das eigene Selbstbild und die Persönlichkeit können sich ständig verändern und genauso die der anderen. Jedoch hat man keinen direkten Einfluss auf die Gedanken und Gefühle anderer, sondern nur den Kontakt zu den eigenen. Und darauf sollte stets mein Hauptfokus liegen.

“Jetzt bist du an der Reihe. Du bist hier, um deinen Duft in der Welt zu verbreiten, in die du geboren wurdest.

Schau dich nur an.

Sei, wer du bist, und sei dir dessen bewusst.

Es gibt keine Möglichkeit, jemand anders sein zu wollen.

Du kannst dich durch die Liebe zu dir selbst zum Blühen bringen und dich darüber freuen, oder du kannst welken, wenn du dich damit strafst, etwas anderes sein zu wollen, als du bist.

Die Entscheidung liegt ganz bei dir.”

Wohin gehe ich?


Jeder Mensch braucht ein Ziel im Leben. In gewisser Weise hängt unser Leben und unsere Zufriedenheit damit zusammen. Ob man das Ziel irgendwann erreicht oder nicht, spielt hierbei keine Bedeutung. Das wichtige ist, die Kraft und die Energie die wir aus dem Wunsch ziehen können. Dies leitet und begleitet uns von Tag zu Tag.

Erster Stopp: glücklich sein

“Ich brauche, genauso wie du, das Gefühl, wachsen zu können. Und wachsen heißt, die Grenzen auszudehnen. Heißt immer weiterzukommen.”

Um glücklich sein zu können auf dem Weg muss ich zunächst meine Möglichkeiten abschätzen. Ich muss mir aber auch meiner körperlichen und geistigen Begrenzungen kennen und akzeptieren. Ich darf nicht versuchen auf Zwang etwas zu erreichen, dass mir selbst unmöglich erscheint. Wenn ich mich damit beschäftigt habe, welche Träume ich habe und verfolgen möchte, dann muss ich bereit sein dafür zu handeln und auch Kompromisse einzugehen.

“ Es geht also in erster Linie gar nicht darum, den bestmöglichen Weg zu finden, sondern darum, zu lernen, wie man sich einer Sache voll und ganz widmet.”

Die 3 Arten von Menschen, die an Glück glauben

Die romantischen Hedonisten

  • das Glück bestehe in der Freude darüber, zu bekommen, was man will

Menschen mit niedriger Frustrationsschwelle

  • das Glück hängt mit der Vermeidung von Schmerz und Frustration zusammen

Seifenblasenpiloten

  • Glück hat nichts mit der Außenwelt zu tun, sondern ist ein innerer Prozess
“ Es gibt Menschen, die mit einer gewissen Anlage zu Optimismus oder Freude auf die Welt kommen, und andere neigen in ihrer Persönlichkeit von Geburt an eher zu Pessimismus.”

Ob wir nun glücklich sind hängt zu einem großen Teil mit unserer Einstellung zum Glück zusammen. Aber auch unsere Handlungen und die Entscheidungen, die wir treffen beeinflussen unseren Charakter und dadurch widerum unsere Wahrnehmung. Neigungen mögen von Natur aus vorgegeben sein, doch das tägliche Leben und das Handeln darin hat ebenso einen sehr großen Einfluss auf unser Glücksgefühl.

Erfolg - romantische Hedonisten

Manche würden glauben, dass das Glück in direktem Bezug zum persönlichen Erfolg steht. Diese Annahme ist ein Trugschluss. Beim Erreichen des Ziels sucht man nach dem nächstgrößeren Erfolg, meist ohne Wertschätzung über das geleistete. Bei Niederschlägen oder kleinen Fehlern verspürt man Leid und Frustration. Wie kommt man nun zu der Einschätzung nach Erfolg zu streben? Das Streben resuliert aus der Urangst vor dem Verlassensein oder Alleinsein. Mein misst den eigenen Wert am Erfolg. Dieser Glaube wir entweder durch die Eltern anerzogen und man wird nur geliebt oder gewürdigt, wenn man etwas erreicht. Seien es gute Noten, sportlicher, musikalischer oder künstlerischer Ruhm. Doch der Glaube kann sich auch erst später im Leben manifestieren. Öffentliche Wertschätzung entwickelt sich hierbei zu einer Sucht.

“Unseren Kindern innerhalb der Familie, in der Schule, auf der Universität von Anfang an dieses nicht konkurrierende Verhalten beizubringen hätte mit Sicherheit eine sehr tiefe und weitreichende Wirkung.“

Der Autor hat im Zuge dessen berühmte Persönlichkeiten interviewt, darunter andere Schriftsteller, Schauspieler oder Politiker, ob diese im Moment glücklich sind mit ihrem Leben. Diejenigen die dies bejahten, waren bereit vor ihrem Ruhm glücklich. Die andere Gruppe an Persönlichkeiten waren es nicht und hielten am Glauben fest, dass sie es irgendwann sein werden, wenn sie sich nur genug anstrengten und einen gewissen Stellenwert einnehmen.

Schmerz vermeiden - Menschen mit niedriger Frustrationsschwelle

Schmerz gehört zum Leben dazu und kann nicht vermieden werden, egal wie man es nun versucht. Der Schmerz soll als Lehrer akzeptiert werden, eine Möglichkeit an Herausforderungen zu wachsen. Der eigene Schmerz und das Leid sind Bestandteil unseres Emotionsspektrums und Signale des Körpers. Selbst beim Fehlen von Schmerz, bedeutet es nicht, dass man Glück verspürt.

“Probleme sind Bestandteil unseres Lebens. Probleme an sich verursachen kein Leid.“

Optimismus - positiver Ausblick in Gegenwart und Zukunft

Im Gegensatz zum Erfolg oder dem Schmerz ist die innere Einstellung auf die Dinge, etwas das wir selbst und jederzeit beeinflussen können. Das bietet uns das Maß an Kontrolle über einen selbst und die Umwelt, welche man sich durch die anderen Arten an Glück erhofft. Es ermöglicht uns Schwierigkeiten offen begegnen zu können und an diesen zu wachsen. Auch wenn es unweigerlich bedeutet, dass wir einige Aspekte unserer Sicht und Meinung verändern müssen.

“Es geht nicht darum, ob es nun diese oder jene Entscheidung ist, dass sie einem bewusst ist und dass man dahintersteht und entsprechend handelt”

Erwartungen - wenn Wünsche sich verwandeln

Wünsche sind unser Treibstoff mit dem wir Handlungen ausüben können. Wünsche ermöglichen es uns in der Welt voranzustreiten. Das Gewünschte hällt allerdings nicht einfach vom Himmel, es erfordert Hingebung, Niederschläge, Tränen und harte Arbeit. Wenn ich glaube jeder meiner Wünsche wird unweigerlich in Erfüllung gehen, wenn ich vielleicht sogar glaube das Universum und die Menschheit schuldet mir dies, dann erwarte ich. Wenn diese Erwartungen nicht eintreffen, sind wir enttäuscht, vielleicht sogar wütend auf die Außenwelt. Wenn diese Erwartung eintrifft, sehen wir uns darin bestätigt zu bekommen, was wir möchten und verlangen nach dem nächstgrößerem.

Wie erkenne ich, dass ich oder jemand anderes zu sehr an Erwartungen hängt? Der Autor stellt dazu die Regel des schwachköpfigen Bären auf.

  • B - Bekommen Sie es! Versuche alles was in deiner Macht steht, damit der Wunsch in Erfüllung geht.
  • Ä - Ändern Sie den Wunsch. Wenn die Handlungen keine Früchte tragen, dann versuche es mit etwas anderem.
  • R - Ruhen lassen. Wenn auch das nicht funktioniert, lasst es sein und widmet euch dem nächsten Wunsch.

Diejenigen, die glauben die Sache nicht ruhen lassen zu können, die bezeichnet der Autor als den schwachköpfigen Bären.

Wozu lebst du?

“Wozu lebst du? Nicht warum, wie, mit wem oder wovon. Wozu?“

Mit dieser Frage sollte sich jeder im Laufe seines Lebens beschäftigen und eine Antwort finden. Manchmal bedeutet dies auch, dass man sich diese Frage immer wieder stellen muss und dass sich die Antwort verändert. Hierbei gibt es keine feste Regel was normal oder richtig ist. Das entscheidet jeder für sich.

Es gibt allgemein vier Arten an Menschen, die man unterteilen mag. Egal wozu man lebt, man macht es heruntergebrochen aus diesen vier Gründen.

  • Diejenigen, die Spaß haben möchten.
  • Diejenigen, die nach Macht streben.
  • Diejenigen, die eine Mission erfüllen wollen.
  • Diejenigen, die nach Transzendenz suchen.
“Man muss bereit sein, sein Leben einem Vorhaben zuwidmen, und sei es nur einem einzigen, welchem auchimmer; nicht nur, weil dies ein Teil auf dem Weg zumGlück ist, sondern auch, weil es die beste Art ist, das Lebenlebenswert zu machen.”

Und mit wem?


Wir alle lieben die Menschen in unserem Umfeld, manche mehr, manche weniger. Das ist vollkommen normal und gesund. Wenn mir das bewusst ist, kann ich meine begrenzte Zeit, denjenigen widmen, die mir wichtiger sind.

“Ohne mich meiner Gefühle zu schämen, muss ich zugeben, dass mir das Leben meiner Freunde, meiner Eltern und meiner Kinder wichtiger ist als das von völlig Unbekannten, ..”

Zum festlegen derjenigen, die mir wichtig sind, schlägt der Autor das Führen einer Herzensliste. Auf der Vorderseite eines Blatt Papiers schreibe alle Menschen auf, die dir im Moment wichtig sind. Du kannst es nach einer Chronologie erstellen oder auch nicht. Wenn du damit fertig bist, schreibe auf der Rückseite, die Personen auf, denen du besonders wichtig bist. Ohne nun nachzuschauen, ob diese auch auf deiner Liste stehen.

Beim Vergleich der beiden Liste erkennt man nun, dass es durchaus Menschen gibt, die mir wichtig sind, ich ihnen aber nicht so sehr oder umgekehrt. Vielleicht überraschen euch ein paar Namen auf der Liste oder ihr habt bereits länger nicht mit einer sehr wichtigen Person gesprochen und vermisst sie.

Aufopferung

Die Liebe, die ich für jemanden empfinde, kann nie an meinem Leid oder der Bereitschaft an Leid gemessen werden. Wenn ich jemanden liebe, sollte ich niemals von ihm erwarten, seine eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen, nur um meine zu erfüllen.

Wenn ich mich selbst für jemanden aufopfere, werde ich bei ihm vielleicht Mitleid erregen, Verachtung, Mitgefühl oder sogar Dankbarkeit, aber ich werde die Person niemals dazu bringen können zu Lieben.

“In meiner vielleicht etwas bizarren Welt ist Liebe ein Gefühl, das von der Möglichkeit genährt wird, gemeinsam genießen zu können. Und das sich eben nicht am Leid bemisst, das ich deinetwegen auf mich nehmen möchte.”

Die Typen der Liebe

Jede Liebe ist gleich, auch wenn sie in der Intensität oder der Art und Weise, wie sie ausgedrückt wird, unterscheiden mag.

“Machen wir uns nichts vor: Es gibt nur eine einzige Liebe, und jeder von uns kann bloß auf eine Art lieben, nämlich auf seine eigene.”

Oft kann diese Liebe jedoch eine Wiederholung bereits erfahrener Liebe sein. Beispielsweise eine Spiegelung der Liebe aus der Kindheit zu den Eltern. Einige Patienten des Autors haben in ihrer Kindheit unter Alkoholkranken Elternteilen gelitten. Der Wunsch das zu ändern und die Hoffnung, dass das Verhältnis dadurch besser wird, überträgt sich auf spätere Liebesbeziehungen. Viele heiraten im Anschluss unbewusst Alkoholiker, um diesen zu ändern. Öfters kommt es vor, dass dies tatsächlich eintrifft und sich das Paar trennt, nur damit die Frau wiederum einen Alkoholiker antrifft.

Eltern - Kind Beziehung

Die Liebe zwischen einem Elternteil und seinem Kind stellt eine besondere dar. Das Kind wird als Erweiterung des selbst empfunden und dementsprechend, so geliebt, wie man sich selbst liebt oder auch nicht. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um die leiblichen Kinder oder Adoptivkinder handelt. Wenn man sich entscheidet Kinder zu bekommen, gibt man viele seiner Freiheiten, über die bereits gesprochen wurde, auf und muss gezwungenermaßen seine Wünsche und Bedürfnisse hinten anstellen.

Die Liebe des Kindes zum Elternteil ist eine andere. Die Eltern werden immer, als etwas eigenständiges empfunden und getrennt von einem selbst.

Geschwister Beziehung

Geschwister sind eines der wichtigsten Begleiter im Leben. Man kennt sich von klein auf und auf eine Weise, die nur wenige kennen. Man wächst gleich auf und befindet sich stets im selben Umfeld. Voneinander lernt man viel und die Geschwister prägen das Selbstbild mit.

Eine sehr schmerzvolle Erfahrung in der Kindheit können deshalb Konkurrenzstreitigkeiten unter den Geschwistern sein. Es wird um die Gunst der Eltern gebuhlt.

„Wer keine Beziehung zu seinem Bruder oder seiner Schwester hat, hat eine Art Loch in der Struktur seines Daseins.“

Interessant dabei ist eine Studie, welche der Autor hierzu nennt. Die meisten krankhaften Verhaltensweisen treten besonders bei Einzelkindern oder bei den ältesten Geschwistern auf. Was Rückschlüsse auf die Wichtigkeit der Geschwister in der Entwicklung führen lässt.

Emotionale Probleme in drei Gruppen

Der Autor kann die Patienten, die er in der Praxis betreut in drei Gruppen unterteilen

  • diejenigen, die mehr geliebt werden wollen
  • diejenigen, die aufhören möchten zu Lieben, weil es zu sehr schmerzt
  • und diejenigen, die wieder so lieben möchten, wie früher, weil es dadurch einfacher ist
“Die Liebe ist eins der Dinge, die nicht davon abhängig sind, was wir tun oder wie wir entscheiden, sondern die einfach magisch geschehen.”

Verlust

Der Verlust eines geliebten Menschen ist unausweichlich. Ob dieser nun wegzieht, man sich trennt oder auseinander lebt oder ob dieser verstorben ist. Es gibt keine Garantie, dass jemand oder etwas dich ein Leben lang begleiten wird.

Durch teils gemischte und widersprüchliche Emotionen beginnt ein Trauerprozess. In diesem Moment wird man sich der Abwesenheit von etwas bewusst.

“Man trauert um diejenigen, dank deren man ist.“

Die Verzweiflungsphase

  • man zieht sich zurück und schottet sich von der Außenwelt ab
  • dies dient dem Schutz vor Überbelastung von zu vielen Reizen

Die Identifikationsphase

  • um sich der Person nahe zu fühlen unternimmt man Dinge, die einen an die Vergangenheit erinnern
  • Bsp. ein Spaziergang, ein Film, eine bestimmte Speise

Die Trennungsphase

  • einem wird der Verlust wirklich bewusst
  • man lässt die Trauer ein Stück weit los und nimmt wieder am normalen Alltag teil

Intimität

Eine tiefgründige und wichtige Begegnung wird als intime Beziehung definiert. Darunter zählt nicht nur eine Paarbeziehung, sondern es kann sich auch um die Freundschaft oder die Beziehung zu den Eltern oder Geschwistern handeln. Der Unterschied zu alltäglichen Begegnungen mit dem Vorgesetzten, den Schulkameraden oder sonstigen Personen ist ein völlig authentisches Auftreten und das Teilen der eigenen Person. Beispielsweise wirkt es befremdlich, wenn man dem Vorgesetzten seine ungeblümte, ehrliche Meinung mitteilt, im Gegensatz erzählt man dem besten Freund oder Freundin jedes Detail über die Arbeit.

Das Gefühl von Sicherheit ist in der intimen Beziehung besonders wichtig. Das kann nur durch den gegenseitigen Respekt gegenüber der Individualität auftreten. Die Standbeine der Intimität hat der Autor durch die Liebe, Anziehung und Vertrauen definiert.

“Fehlt eines dieser drei Standbeine, dann ist Intimität nichtmöglich.”

Fazit

Das Buch ist eine angenehme Lektüre und regt stark zum Nachdenken über das eigene Leben an. Durch viele kleine Kurzgeschichten, welche der Autor selbst verfasst hat oder seine Kollegen werden Sachverhalte verdeutlicht und verbildlicht. Sehr viele Ratschläge sind nicht neu und wurden nicht vom Autor erfunden, aber zusammengetragen und gegliedert.

Wie der Autor bereits zu Beginn erklärt, bietet das Buch nicht den EINEN oder RICHTIGEN Weg. Vielmehr stellt er Fragen und bietet eine Richtung, alles weitere bleibt dem Leser überlassen.

Viele Inhalte entspringem den Erfahrungen des Autors und nicht jeder teilt dieselben Erfahrungen oder kommt zum selben Entschluss. Das macht das Buch nicht schlecht, vielmehr ermöglicht es dem Leser eine eigene Meinung zu bilden und seinen eigenen Weg zu gehen.


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